Die L. A. Dodgers sollten nun das Schlimmste hinter sich haben

Die erste Hälfte der Baseball-Saison 2016 ist vorbei, und die Los Angeles Dodgers sollten damit einen sehr langwierigen und störenden Orkan endlich überstanden haben. Bis Samstag hatten sie allerdings immer noch fünf Starting Pitcher mit einem Gegenwert von über 70 Mill. $ auf der Disabled list (DL).

Hyun-Jin Ryu 2013
Dodgers-Pitcher Hyun-Jin Ryu 2013 vor seiner langen Verletzungspause

Brandon McCarthy kehrte dann am letzten Sonntag nach einer auskurierten Tommy-John-Operation zurück und warf fünf Shutout-Innings gegen die Colorado Rockies. Hyun-Jin Ryu absolvierte seinen ersten regulären Saisonstart seit dem 12. September 2014 am Donnerstagabend gegen die San Diego Padres im Dodger-Stadium. Der Linkshänder verpasste die gesamte Saison 2015 und die ersten drei Monate dieser Spielzeit aufgrund einer Schulteroperation.

Damit verbleiben immer noch Clayton Kershaw (Bandscheibenvorfall-Diskushernie im unteren Rückenbereich), Brett Anderson (Diskushernie-OP) und Alex Wood (Überlastungssyndrom am hinteren Ellenbogen) in den verschiedenen Stadien ihrer verletzungsbedingten Ausfälle.

Die Blue Boys sind trotzdem jetzt 11 Spiele über .500 und daher einigermaßen optimistisch, dass sie die Talsohle endlich hinter sich haben. Sie könnten vielleicht noch mit einer Siegesserie in der Lage sein, einen Angriff auf den Tabellenersten San Francisco in der National Liga West zu starten oder zumindest einen der beiden Wild Card-Slots der NL zu erreichen. Zu den Giants fehlen ihnen lediglich sechs Siege.

„Ich denke, das einzige, was wir als Verein nicht wirklich in Betracht gezogen haben, sind diejenigen, die wir verletzungsbedingt nicht da hatten,“ so Dodgers-Manager Dave Roberts. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir zu tun haben, und das ist Spiele zu gewinnen. Wenn nun die Verletzten wieder zurückkommen, werden wir auch noch besser. Trotzdem wissen wir jetzt, dass wir auch ohne diese Jungs schwere Zeiten durchmachen können, auch das macht uns nur stärker.“

Julio Urias dagegen wurde zurück zum Triple-A-Club Oklahoma City optioniert, sagte Roberts nach dem Spiel gegen Baltimore, da er aufgrund seines Alters nur eine begrenzte Anzahl von Spielen absolvieren sollte. Mit seiner Rückkehr nach Oklahoma wird entsprechend ein Platz im Kader für Ryu frei, der bis vor kurzem noch auf der 60-Tage-Ausfallliste vermerkt war.

Das größte Problem der Dodgers wird aber momentan die Frage sein, wie eine längere Abwesenheit von Clayton Kershaw, einem der Top-Starter im Baseball, kompensiert werden kann. Seit dem Beginn der Saison 2013 hatte Kershaw 64 Siege mit einer ERA von 1.90 erzielt. Und das schließt nicht einmal seine 2011er Saison mit 21-5 Siegen, 2.28 ERA und 248 Strikeouts mit ein.

In dieser Saison war sein Strikeout-to-Walk-Ratio mit 145-9 in 16 Spielen nur noch historisch zu nennen. Als er verletzt ausschied, hatte er bereits 11-2 Siege und eine 1.79 ERA erreicht. Die Dodgers waren schon ohne Zack Greinke in die Spielzeit gestartet, nachdem der Rechtshänder als Free-Agent einen Sechs-Jahres-Vertrag über 206,5 Mill. $ bei den Arizona Diamondbacks unterzeichnet hatte.

Wie das Schicksal es so will, befindet sich auch Greinke momentan mit einer Bauchmuskelzerrung auf der DL. Greinke und Kershaw zusammen haben im vergangenen Jahr 35 Spiele für die Dodgers gewonnen. In dieser Saison konnten die anderen Starter der Südkalifornier ohne Kershaw gerade mal zusammen 20 Begegnungen für sich entscheiden.

Roberts sagte, dass es allerdings keinen genauen Zeitplan für die Rückkehr seiner drei anderen verletzten Starting Pitcher gebe. Dem Club, in dem solche Entscheidungen von oben nach unten gemacht werden, liege viel daran, sie möglichst schonend und langsam wieder heranzuführen.

Alex Wood fehlt seit dem 31. Mai und könnte nun der Nächste sein. Er befindet sich mitten im Prozess der stetigen Verlängerung seiner Bullpen-Sessions. Anderson dagegen hat es bisher noch nicht wieder auf den Werferhügel geschafft. Und auch Clayton Kershaw ist momentan noch weit entfernt von jeglichen Baseball-Aktivitäten.

„Jede ihrer Verletzungen ist halt anders, und mit Clayton hoffen wir, dass er früher zurückkommt“, so Roberts. „Es macht keinen Sinn, ihm eine Timeline zu setzen, da er sie in jedem Fall übertreffen will. Wir möchten dagegen nur, dass er so schnell zurückkehrt, wie es der Heilungsprozess zulässt.“

Doch was so düster aussah, als Kershaw am 27. Juni verletzt ausscheiden musste, hatte sich plötzlich viel rosiger entwickelt: mit sieben Siegen in acht Spielen und 10 Erfolgen hintereinander im eigenen Stadion. McCarthy, Urias, Scott Kazmir, Kenta Maeda und der neu verpflichtete Bud Norris pitchten alle besonders gut in dieser Phase. Und mit der Rückkehr von Ryu haben die Dodgers in der Rotation plötzlich die Qual der Wahl.

Es gäbe daher auch noch die Möglichkeit einer Sechs-Mann-Rotation ab einem gewissen Punkt nach der All-Star-Game-Pause. Damit würden aber McCarthy und Ryu zumindest weiterhin in einem gewissen Rhythmus regelmäßig werfen können und sich nach ihren langen Ausfällen wieder einfügen können.

Es gibt also noch einiges zu tun bei den Südkaliforniern, doch noch liegt die halbe Saison vor ihnen. Immerhin sieht es jetzt so aus, als hätten sie das Auge des Orkans hinter sich gelassen.

„Wir spielen jetzt viel besser Baseball“, so Roberts. Was für eine Untertreibung.