Yasiel Puigs aktuelle Formschwäche ist das Hauptproblem der L. A. Dodgers

Am Dienstag abend veröffentlichten die Los Angeles Dodgers eine Twitter-Nachricht, mit der sie Yasiel Puig als den Urheber eines Homeruns beim Schlagtraining identifizierten, der klar über die Tribünen des Dodger-Stadiums hinausflog.
Leider kam dieser Ball Augenzeugen zufolge aber vom Schläger von Hanley Ramirez.

Yasiel Puig at bat

Dieses Beispiel zeigt eindringlich das größte Problem, dem sich Manager Don Mattingly auf dem Weg seiner Mannschaft in die Postseason gegenübersieht. Puigs Power zu Beginn der Saison, die ihm immerhin einen Platz im All-Star-Game eingebracht hatte, scheint heute nur noch in der Phantasie von Spielern, Fans und Offiziellen zu existieren.

Seine Formschwäche aber ist eine ganz reale Gefahr für ein Team, dass seinen Vorsprung in der National League West auf nur noch 2 1/2 Siege hat schrumpfen sehen und dem nun am Wochenende beim Tabellenzweiten San Francisco eine vorentscheidende 3-Spiele-Serie bevorsteht.

Allerdings brachte diese Entwicklung Mattingly auch nicht dazu, seinen schwächelnden Star auf die Bank zu setzen. Denn, so einfach ist die Wahrheit, die Dodgers benötigen Puig dringendst, um ihren Traum vom Erreichen der World Series zu verwirklichen. Nichts anders kann nach wie vor das Ziel für eine der teuersten Mannschaften im Baseball sein.

Was aber ist mit Yasiel Puig passiert? Wo ist seine produktive Form geblieben? Dies ist anscheinend zur Zeit eine der größten Fragen in diesem Sport.

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt der Kubaner als einer der heißesten Kandidaten auf die Trophäe des „Most Valuable Player“ (MVP) der National League, doch davon spricht heute niemand mehr.
Dabei imponierte Puig seit der Saisoneröffnung in Australien bis Anfang Juni mit einem Schlagdurchschnitt von .324 und 11 Homeruns sowie 44 RBIs. Seitdem aber sanken diese Zahlen auf .259, nur 2 HRs und 20 RBIs. Seine OPS (On-base plus slugging) fiel von .544 auf .385, nur 23 andere NL-Spieler erzielten in dieser Phase eine niedrigere OPS.

Der 7. Juni ist aber auch kein zufälliger Startpunkt dieser Debatte. An diesem Tag rutschte Puig bei dem Versuch, ein Double Play zu verhindern, etwas unglücklich in die Zweite Base. Die Folge war offenbar eine Hüftverletzung, die Wochen später erneut aufbrach und Mattingly dazu zwang, den humpelnden Puig aus dem Spiel zu nehmen. Der Kubaner klagte daraufhin über Probleme mit der linken Hüfte.

Ist also diese Verletzung die Erklärung für Puigs Formschwäche?

So einfach scheint die Antwort aber dann doch nicht zu sein. Im Juli erzielte Yasiel Puig bei einer Slugging percentage von immerhin .688 zwei Homeruns (übrigens die einzigen in den letzten drei Monaten) sowie 10 Doubles und fünf Triples.

Tatsächlich aber scheint seine Form erst ab Anfang August mit einem Schlagdurchschnitt von nur .210 so richtig unter die Räder gekommen zu sein. Möglcherweise ist es eher eine Form der Erschöpfung, verschlimmert durch seinen Wechsel ins Centerfield (die Position, in der gemeinhin die meiste Laufarbeit in der Defensive geleistet werden muss), die seine Schlagfähigkeiten beeinträchtigt.

Ende August brachte Manager Don Mattingly die Diskussion auf die Puigs mögliche Müdigkeit: „Es ist eher eine emotionale Sache. Yasiel handelt sehr instinktiv und es ist schwierig, eine solche Spielweise über 162 Begegnungen aufrechtzuerhalten.“

Mattingly führte die Entwicklung von Dee Gordon als Beispiel an, wie ein Spieler die Höhen und Tiefen der täglichen Arbeit auf dem Platz verarbeiten kann. Doch das Vertrauen, das Mattingly Gordon entgegenbrachte, scheint er bei Puig eher nicht zu haben. Auch als Gordon zwischen Juli und Anfang September eine schwächere Phase hatte (mit einer On-base percentage von nur .288), verlor er nicht seinen Platz als Leadoff hitter in der Lineup der Dodgers. Allerdings bestätigte er das seitdem in ihn gesetzte Vertrauen mit 10 Hits in seinen letzten 29 At-bats.

Bei Puig aber reichte die Geduld des Managers längst nicht so weit. Bereits Ende August begann ihn Mattingly quer über die Lineup zu verschieben. Leadoff, Fünfter, Sechster und Siebter, aber nur ein Mal auf seiner eigentlichen Position an zweiter Stelle, so sah für Puig die Schlagreihenfolge seitdem aus.

Sicherlich wird die Position in der Batting order generell etwas überschätzt, doch dürfte es ebenso klar sein, dass die Spieler darauf einen gewissen Wert legen. Gleichzeitig ist aber auch zu verstehen, dass Mattingly lieber Spielern vertraut, die sich insgeamt professioneller verhalten als ein Yasiel Puig, der es damit nicht immer so genau nimmt.

So erschien Puig am 2. September erst wenige Minuten vor dem Warmmachen im Dodger-Stadium, mit der Folge, dass er an diesem Abend seinen Platz an den erst kürzlich aus Albuquerque hochgeholten Rookie Joc Pederson verlor.

Die Dodgers sind nun offenbar an einem wichtigen Scheidepunkt angekommen, der nicht nur über den weiteren Verlauf der Saison, sondern auch über ihren künftigen Umgang mit dem Spieler Yasiel Puig entscheidet. Daher sollte man nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass Puig seit seinem Debüt am 03. Juni 2013 eine OPS von .941 erzielte und dabei bisher nur von fünf Spielern übertroffen wurde: Mike Trout (1.001), Miguel Cabrera (.967), Troy Tulowitzki (.961), Andrew McCutchen (.954) und Edwin Encarnacion (.949). So gesehen könnte seine Formschwäche seit dem 01. August tatsächlich nur ein vorübergehendes Tief sein.

Sollte Puig daher wirklich fit sein, so erscheint die beste Maßnahme zu sein, einfach nichts zu tun. Trotz seiner Probleme sollte Puig seine Position als Nummer Zwei in der Batting order behalten in der Hoffnung, dass seine alte Form und Beständigkeit von allein wieder zurückkommen.

Shortstop Hanley Ramirez, der zuletzt als Zweiter schlug, erreichte auf dieser Position in 11 Spielen nur einen Schlagdurchschnitt von .238 und ist damit ebensowenig eine echte Alternative wie auch Andre Ethier, der im Gegensatz zu Puig über die ganze Saison offensiv nicht zu überzeugen wusste. Anders sähe das mit dem schnellen Carl Crawford aus, doch auch der momentan recht erfolgreiche Outfielder (Schlagdurchschnitt .289, 22 Stolen Bases) hat nicht die offensive Wirkung (7 HRs, 37 RBIs) wie Puig.

Welchen Blickwinkel man auch immer wählen mag, Yasiel Puig bleibt weiterhin der Schlüsselspieler für die Offensive der Dodgers. Auch ohne seine Bestform ist er immer noch in der Lage, auf Base zu kommen und damit Möglichkeiten für Adrian Gonzalez und Matt Kemp zu generieren. Sollte er verletzt sein, muss er pausieren. Ansonsten aber sollte in Mattingly bringen, denn die Spiele in San Francisco am Wochenende sind für das Gelingen der gesamten Saison entscheidend.

Sicherlich, auch die „Big Three“ ihrer Pitching Rotation – Clayton Kershaw, Zack Greinke und Hyun-Jin Ryu – sind wichtige Faktoren für das Rennen um den NL West-Titel. Doch Yasiel Puig ist die wohl entscheidende und gleichzeitig faszinierendste Person der Dodgers in ihrem Versuch, endlich wieder einen Ring zu gewinnen.