Wenn es beim guten Leben um mehr als nur ums Glück geht

Seit Jahrzehnten versuchten Ökonomen zu erklären, wie Glück und Geld zusammen-hängen. Heute untersuchen Forscher stattdessen mehr den psychologischen Reichtum.

Panorama-Sonnenuntergang bei Königswalde
Panorama eines Sonnenuntergangs bei Königswalde

Das ökonomische gute Leben
Auf die Frage, ob Geld Glück bringt haben Ökonomen unterschiedliche Antworten.

Das Easterlin-Paradoxon sagt uns, dass mehr Einkommen nicht mehr Glück bringt, sobald die Grundbedürfnisse befriedigt sind. Doch Justin Wolfers und Betsey Stevenson waren da anderer Meinung und stellten fest: „…wir finden keine Unterstützung für diese Behauptung.“ Wolfers und Stevenson machen jedoch einen kleinen Schritt vom Glück weg, indem sie sich auf die „Zufriedenheit“ des Lebens konzentrieren.

In der Zwischenzeit schaute der Ökonom David Blanchflower auf das Alter. Als er fragte, wie sich unser Glück ändert wenn wir älter werden, kam er zu dem Schluss, dass jeder mit 47 oder 48 Jahren vom „Misery Peak“ bedroht ist. Das Geschlecht scheint dabei keine Rolle zu spielen. Ebenso wenig der Wohlstand oder das BIP. Doch es hängt von dem jeweiligen Land ab. In Industrieländern ist man im Schnitt 47,2 Jahre alt, während dieser Peak in Entwicklungsländern ein Jahr später auftritt.

Das gute Leben eines Psychologen
In einer neuen Studie über die Definition des „guten Lebens“ schlagen zwei Psychologen vor, dass das Glück Alternativen benötigt.

Traditionell haben Forscher gesagt, dass es die Wahl gibt zwischen einem glücklichen Leben und einem sinnvollen Leben (hedonisch oder eudaimonisch). Mit glücklich meinen sie Genuss, Komfort und Stabilität mit weniger Schmerzen und mehr Alltagsvergnügen. Etwas anders gilt das sinnvolle Leben als zielgerichteter. Es zeichnet sich mehr durch Werte und Erfüllung aus.

Eine dritte Möglichkeit führt uns zu neuen und interessanten Erfahrungen. Angetrieben von Neugier, Extroversion und Offenheit ist diese Art von Leben psychisch reich. Es könnte schmerzhaft und nicht unbedingt tugendhaft sein, aber es hat Abenteuer und das Unerwartete zu bieten.

Um herauszufinden, welche Art von Leben Menschen bevorzugen befragten Forscher 3.728 Personen in neun Ländern. Wie zu erwarten war wünschte sich die Mehrheit der Teilnehmer Glück, während die meisten ein bedeutungsvolles Leben auf den zweiten Platz stellten. Eine beträchtliche Minderheit – 16,8 Prozent der deutschen Teilnehmer und 6,7 Prozent der Teilnehmer aus Singapur – gab jedoch an, ein psychisch reiches Leben dem Glück und sinnvollen Alternativen vorzuziehen.

Unser Fazit: Der Elendsindex
Ich würde dagegen vorschlagen, dass auch die Ökonomie eine Rolle spielt, egal ob Sie ein Wirtschaftswissenschaftler oder Psychologe sind, denn das Glück geht weit über unser emotionales Wohlbefinden hinaus. Glücklichere Menschen neigen dazu, länger zu leben und schneller gesund zu werden.

Von dort aus können wir zu dem „Elendsindex“ gehen, den Dr. Blanchflower mit seinen Glückskurven verbindet. Durch eine „Elendsquote“ erklären er und seine Mitautoren, dass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um ein Prozent dazu führt, dass wir uns weitaus schlechter fühlen als mit dem gleichen Anstieg der Inflation.

Mit anderen Worten, Arbeitslosigkeit verringert unser Glück und, da bin ich mir sicher, auch die Bedeutung und den psychischen Reichtum in unserem Leben. Infolgedessen sollten die politischen Entscheidungsträger Maßnahmen hervorheben, die die Arbeits-losigkeit abfedern, da sie so eng mit den drei Seiten des guten Lebens verbunden ist.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages der amerikanischen Ökonomin Elaine Schwartz)