Vergessener Held: Der sowjetische Soldat, der die Welt rettete

In der Nacht des 26. September 1983, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, wurde die sowjetische Raketenfrühwarntechnologie zum Leben erweckt.

Pershing II missiles (single stage versions) at McGregor Range
Abschussbereite Pershing-II-Raketen auf der McGregor Range in Fort Bliss (1987)

Es war das Worst-Case-Szenario: Die USA, der größte Feind der Sowjets, hatten einen direkten nuklear-en Angriff gestartet – die Raketen waren auf dem Weg.

Stanislaw Petrow war der Mann im sowjetischen Serpuchow-15-Bunker, in dem das Satellitenortungs-system mit dem Namen „Oko“ stationiert war. Als er die Daten der Maschine aufnahm, wurde er mit einer apokalyptischen Vision konfrontiert.

Amerikanische Atomsprengköpfe, so schien es, kreuzten durch die Atmosphäre und bahnten sich eine Schneise der drohenden Zerstörung.

Es war nun Petrows Aufgabe, die Informationen an seine Vorgesetzten weiterzugeben. Die sowjetische Strategie in diesem Szenario wäre es, als Gegenangriff ein sofortiges Sperrfeuer von Atomwaffen zu starten und damit einen umfassenden Atomkrieg auszulösen.

Aber Petrow entschied sich anders.

Es sollte daran erinnert werden, dass dieser und andere ähnliche Vorfälle (z. B. während der Kubakrise, Able Archer 83, 1995 in Norwegen und die „Tote Hand“) aus der Zeit des Kalten Krieges gerne verdrängt werden, wenn man heute im Angesicht der drohenden Gefahr eines neuen Konflikts mit Russland von dem „erfolgreichen Konzept der Abschreckung“ fabuliert.

Man sollte schon so ehrlich sein und den Menschen zur Kenntnis geben, dass man damals nur auf-grund von Zufällen und den nicht vorhersehbaren Entscheidungen Einzelner mehrmals ein Scheitern dieses Konzepts nicht erleben musste.