Spieltag eins nach Draxler: das Manko der mangelnden Chancenverwertung

Es ist doch manchmal zum Haareraufen: 25 Minuten Dauerdruck des FC Schalke 04 reichten gegen den FSV Mainz zu keinem Treffer, obwohl es aufgrund der Torchancen mindestens zwei in dieser eindrucksvollen Anfangsphase hätten sein müssen.

Schalke 04 Fans 677

Allein Goalgetter Klaas-Jan Huntelaar hätte für diese Vorentscheidung sorgen können (müssen), vergab er nicht nur in der 5. Minute bereits einen Foulelfmeter, sondern ein paar Minuten später auch noch eine klare Kopfballchance.

Dieses Auslassen der zahlreichen Einschussgelegenheiten zog sich wie ein roter Faden durch das Spiel und kostete die Blauen am Ende fast noch den verdienten Sieg. Es brauchte da dann zwischenzeitlich einen Ralf Fährmann in Glanzform, der trotz langer Untätigkeit hervorragend parierte, wenn er gebraucht wurde.

So mussten die Schalker Fans lange warten, ehe Joel Matip nach einer genau getimten Ecke von Johannes Geis das Leder per Kopf zur mehr als hochverdienten Führung in die Maschen des Mainzer Gehäuses wuchtete. Bis dahin hatte ein begeistertes Gelsen- kirchener Publikum eine engagierte Knappen-Truppe gesehen, die alles richtig machte, jedoch dabei das Wichtigste vergaß: Tore zu erzielen.

Trainer Andre Breitenreiter reagierte auf die schwache Anfangsphase in Wolfsburg und schickte hellwache und hochmotivierte Blau-Weiße aufs Feld, die von Anfang an abgingen wie die Feuerwehr. Hoch spielende Außenverteidiger, sowie eine Dreierkette mit einem immer wieder zwischen die Manndecker zurückfallenden Geis unterstützten eine sehr offensives Pressing, dass den Mainzern wenig bis keine Möglichkeiten gab, sich aus dieser Umklammerung zu befreien.

Besonders der umtriebige Leon Goretzka schaltete sich immer wieder zentral in die Angriffsbemühungen ein, und Max Meyer ließ mit einem engagierten Auftritt auf halblinks Julian Draxler vergessen. Etwas glücklos mühte sich Eric-Maxim Choupo-Moting auf der rechten Seite, liefen doch die meisten Schalker Offensivaktionen eher über Dennis Aogo und Meyer auf der anderen Außenbahn.

Trotz allen Einsatzes brachte eine Fehlerkette der Blau-Weißen kurz vor der Halbzeit dann doch noch den Mainzer Ausgleich. Verlorene Zweikämpfe, verlorene Übersicht und die gnädige Mithilfe des Torpfostens ermöglichten es den Rheinhessen, die Schalker Abschlussschwäche noch vor dem Pausentee schmerzvoll zu bestrafen.

Auch im zweiten Spielabschnitt hatten es die Blauen nicht so mit der Chancenverwertung, immerhin gelang Huntelaar aber noch ein sehenswertes 2:1, und die Hoffnung, dass bei ihm nun endlich der Knoten geplatzt ist, macht optimistisch für die kommenden Wochen.

Da aber ein drittes oder gar viertes Tor nicht mehr folgten, mussten Trainer Breitenreiter und die nun nur noch stehenden Fans noch einige bange Minuten hinter sich bringen, bis der knappe Erfolg dann doch noch unter Dach und Fach war.

Und es war auch nur dieses Auslassen hochkarätiger Möglichkeiten, was man wirklich an diesem Tage kritisieren konnte. Ansonsten zeigte die Mannschaft ihren Weg auf, wie sie mit dem Abgang von Julian Draxler fertig werden will: als Team, in dem jeder für den anderen kämpft, rennt und rackert. Als Team, welches versucht, den Gegner immer und immer wieder unter Druck zu setzen und ihn durch frühes Pressing zu Fehlern zwingen will.

Diese Taktik ging zu einem nicht geringen Teil gegen den FSV Mainz auch auf, und vor allem die erste halbe Stunde demonstrierte nachdrücklich, wie Andre Breitenreiter sich das Spiel seiner Mannschaft vorstellt. Zwar gab es noch viel Leerlauf zwischendurch, und auch die Abwehr wackelte mehr als einmal, doch der eingeschlagene Weg scheint mir der richtige zu sein. Nur so kann man die Herzen der Schalker Fans nach dem desaströsen Zwischenspiel Di Matteo zurückerobern.

Die nächsten drei Wochen bis zur erneuten Länderspielpause Anfang Oktober werden in dieser Hinsicht wegweisend sein. Sechs Spiele, die über den Verlauf der Saison sowohl in Bundes- als auch Europaliga vorentscheiden werden, sechs Spiele, die auch zeigen werden, ob der kleine Kader ausreicht und die Mannschaft die Handschrift des Trainers umsetzen kann. Ich bin durchaus optimistisch, dass das gelingen wird.