S04-Pleite in Bremen: ohne Bentaleb nicht viel los

Unfassbar, wie man ein Spiel, welches man eigentlich im Griff hatte, so noch aus den Händen geben kann! Doch wenn man ohne Dynamik und Ideen pomadig gegen eine gut aufgelegte und eingestellte Werder-Defensive anläuft, sollte das 0:3 am Ende eigentlich niemanden mehr verwundern.

Weserstadion panorama
Innenansicht des Weserstadions in Bremen mit Blick auf die Osttribüne

Es ist wirklich ein Kreuz mit den Leistungen der Schalker in dieser Saison. Immer wenn ich geglaubt habe, nun müsste doch endlich einmal ein wenig Stabilität einkehren, folgte garantiert der nächste Rückschlag.

So auch vorgestern beim Gastspiel in Bremen: Nach einer kurzen Druckphase der Platzherren zu Beginn übernahmen die Blau-Weißen optisch immer mehr das Kommando, ohne allerdings zu wirklich gefährlichen Abschlüssen zu kommen. Stattdessen „nutzte“ man über 60 Prozent Ballbesitz dazu, durch unsichere Rückpässe und unsaubere Ballstafetten die Werderaner zu Kontern einzuladen, die aber zunächst wirkungslos verpufften.

Aufgrund der deutlich sichtbaren Überlegenheit der Schalker fiel der Führungstreffer für die Hanseaten dann auch völlig überraschend. Werders Kapitän Junuzovic konnte von links ungehindert flanken und für Rechtsverteidiger Gebre-Selassie fühlte sich im Strafraum offenbar niemand zuständig, sodass er ungestört zum Kopfball kommen konnte.

Die Abstimmungsprobleme in der Schalker Hintermannschaft (vor allem auf der betroffenen linken Seite: Choupo-Moting griff Junuzovic überhaupt nicht an, von Thilo Kehrer war in dieser Situation gar nichts zu sehen) trieben Trainer Markus Weinzierl, den schon kurz nach Anpfiff wenig auf seiner Bank hielt, zu verstärkten Aktivitäten an der Außenlinie an.

Doch so sehr sich der S04-Übungsleiter in seiner Coachingzone auch bemühte, die grundsätzlichen Schwierigkeiten der Blau-Weißen vermochte er nicht mehr zu beheben: vor allem der gelbgesperrte Algerier Nabil Bentaleb fehlte an allen Ecken und Enden. Leon Goretzka und Benjamin Stambouli vermochten auf der „Sechs“ keine überraschenden Akzente zu setzen, für die Bentaleb eben immer gut ist.

Weiter vorn enttäuschte der Olympiazweite und Nationalmannschaftsanwärter Max Meyer erneut auf seiner Lieblingsposition im Zentrum direkt hinter der Spitze. Für seine Ambitionen und seine Ansprüche, möglichst immer spielen zu wollen, war diese Leistung einfach viel zu dürftig. Insgesamt brachte das Dreieck Goretzka-Stambouli-Meyer nur wenige Akzente aus dem zentralen Mittelfeld auf den Platz, zuletzt hatte das mit Bentaleb und einem vorgerückten Leon Goretzka und ohne Meyer sehr viel besser funktioniert.

So blieben auch jegliche Impulse nach vorn Mangelware und sowohl Mittelstürmer Guido Burgstaller als auch die beiden Außen Choupo-Moting und Alessandro Schöpf bekamen viel zu wenig dynamische Zuspiele. Schalkes Aufbau blieb statisch und ohne jegliche Überraschungsmomente, ein äußerst eindringliches Zeichen dafür, wie unverzichtbar inzwischen Bentaleb geworden ist.

Möglicherweise hätte ein gut aufgelegter Johannes Geis mit seinen häufig öffnenden Querpässen und langen Bällen hier Abhilfe schaffen können, doch Weinzierl vertraute offenbar mehr der kämpferischen Komponente im defensiven Mittelfeld. Apropos Alternativen: erschreckend fand ich auch, dass der Doppelwechsel nach einer Stunde (Huntelaar für Choupo-Moting und Konoplyanka für Meyer) fast völlig wirkungslos verpuffte und vor allem der ukrainische Flügelflitzer, dessen regelmäßige Nichtberücksichtigung seit der Winterpause für anhaltende Fan-Unruhen im Internet sorgte, nahezu unsichtbar blieb.

Offenbar war Weinzierls Entscheidung, Konoplyanka lieber doch nicht so häufig aufzustellen eher richtig und sein Choupo-Moting gewährtes Vertrauen demnach auch nicht ganz unbegründet. Dazu die vielen Verletzungen (Sead Kolasinac fiel erneut aus und der Spanier Coke sollte nach einer eigentlich ordentlichen Partie gegen Dortmund noch geschont werden, von den Langzeitausfällen und Rekonvaleszenten gar nicht zu reden) und so waren die Alternativen für den Trainer dann letztlich doch nur dünn gesät und erhöhten auch nicht wirklich die Schlagkraft der Offensive.

Nachdem es in den letzten Wochen erfreulicherweise aufwärts gegangen war (Siege gegen Augsburg und in Mainz, Unentschieden im Derby) und damit selbst die Euro-League-Teilnahme wieder in Reichweite zu sein schien, ist dieser erneute Rückschritt nun doppelt ärgerlich. Wieder naht jetzt ein Schlüsselspiel im Abstiegskampf (Wolfsburg liegt mit vier Zählern Rückstand auf Schalke auf Rang 13 der Tabelle, nur ein Punkt besser als der Relegationsplatz), welches unbedingt gewonnen werden muss.

Und aus drei Punkten auf das internationale Geschäft sind nun deren sechs geworden, womit die Aussicht auf ein Erreichen des minimalen Saisonziels wieder in weite Ferne gerückt ist. Schalke verharrt also buchstäblich im Mittelmaß, und ganz ehrlich: mit solchen Leistungen hat die Mannschaft auch nirgendwo anders etwas verloren!