S04: Arbeitssiege gegen Nizza und Darmstadt 98

Die blau-weiße Serie steht weiterhin: nun ist die 12 die magische Zahl. Zwölfmal hintereinander verließen die Kicker von Trainer Markus Weinzierl wettbewerbs-übergreifend den Platz nicht mehr als Verlierer.

SV Mattersburg vs. SK Sturm Graz 2015-09-13 (060)
Auch Darmstadts Keeper Michael Esser (hier noch im Trikot von Sturm Graz)
konnte den Schalker Sieg nicht verhindern

Nur kurz geriet diese eindrucksvolle Erfolgsansammlung in Gefahr: als nämlich der SV Darmstadt 98 am Sonntag nach nur 6 Minuten einen mustergültigen Konter gegen nicht wirklich wache Schalker gelungen abschließen konnte.

Das frühe Gegentor zeigte doppelte Wirkung. Bei der Mannschaft, die einige Zeit benötigte, um diesen „Schlag ans Kinn“ zu verdauen, sowie bei den Zuschauern im weiten Rund der Veltins-Arena, die an diesem Ersten Advent wohl mit allem, nur nicht mit einer Darmstädter Führung gerechnet hatten.

Alles rieb sich die Augen, während die Spieler von Lilien-Coach Norbert Meier in diesen ersten 20 Minuten ihre Chance auf eine faustdicke Überraschung witterten und wie die Feuerwehr loslegten. Doch danach offenbarte der S04 wieder einmal seinen veränderten Charakter in der Weinzierl-Ära.

Wie ein angeschlagener Boxer schüttelten die Blau-Weißen die Benommenheit ab und übernahmen mehr und mehr wieder das Kommando auf der eigenen Wiese. Die Darmstädter wurden nun ihrerseits kalt erwischt und liefen jetzt in einen Schalker Konter, den Sead Kolasinac nach Flanke von Eric Maxim Choupo-Moting per Kopf vollendete.

Der Deutsch-Kameruner war auch für den zweiten Teil der „Hallo wach“-Maßnahme verantwortlich: nach einem Foul an Leon Goretzka vergab er den fälligen Elfmeter. Spätestens jetzt aber waren die letzten blauen Schlafmützen hellwach und die Schalker Angriffsmaschinerie kam endlich ins Rollen.

Doch belohnt wurden diese verstärkten Offensivbemühungen erst in der zweiten Halbzeit. Der für Goretzka gekommene Ukrainer Yevhen Konoplyanka leitete in der 60. Minute einen Ball sehenswert mit der Hacke weiter an Max Meyer, der von den Darmstädtern auf der linken Seite nicht zu halten war und das Leder nach innen flankte, wo Choupo-Moting es mit der Fußspitze gekonnt einnetzte.

Nach getaner Arbeit schaltete der S04 dann zurück in den Verwaltungsmodus, agierte immer mehr wie früher Augsburg unter Markus Weinzierl. Hinten dichtmachen, abwartend agieren, dem Gegner den eigenen Spielaufbau so schwer wie möglich machend: das waren genau die Tugenden, mit denen der jetzige Gelsenkirchener Übungsleiter den FCA bis in die Europa League gebracht hatte.

Erst kurz vor Schluss reichte ein erneuter Geistesblitz von Konoplyanka, um Alessandro Schöpf in eine gute Position zum dritten Schalker Treffer zu bringen. Wie in den Vorwochen blieb vor allem die konditionelle Stärke der Blauen in Erinnerung, diesmal kam noch dazu, dass erstmalig ein Rückstand in eine Sieg umgewandelt werden konnte.

Zwischenzeitliche Schwächephasen sollte man daher nicht so hoch hängen, bei Pflichtsiegen dieser Art (auch beim eigentlich fast bedeutungslosen Europacup-Spiel gegen OGC Nizza hatte eine erheblich veränderte Mannschaft vorübergehend deutlich zurückgeschaltet) kommen sie immer wieder mal vor.

Ich bin mir mehr als sicher, dass so etwas am Samstag beim Tabellenführer (und Aufsteiger!) RB Leipzig nicht passieren wird. Ganz im Gegenteil werden Weinzierl und Co. schon dafür sorgen, dass Spieler und Taktik optimal auf die umstrittene Überraschungs-mannschaft der Saison eingestellt werden. Nichtsdestotrotz bleiben die Ostdeutschen ein äußerst unbequemer Gegner, der jede noch so kleine Unaufmerksamkeit momentan für sich zu nutzen scheint.

Sportdirektor Ralf Rangnick und Chefcoach Ralph Hasenhüttl haben als kongeniales Duo da offenbar Großes geleistet und mit sehr viel Sachverstand (und einigen Brause-Millionen) eine eingespielte und schlagkräftige Truppe zusammengestellt, aus der der schwedische Internationale Emil Forsberg und der U-21-Nationalspieler Timo Werner noch etwas herausragen.

Nach zuletzt zwei bemerkenswerten Leipziger Auswärtserfolgen (3:2 in Leverkusen und 4:1 in Freiburg) naht nun also der FC Schalke 04 und stellt die Sachsen zuhause auf die Probe. Ein Spitzenspiel, wenn man die Tabelle ab dem 6. Spieltag zugrunde legt, in der Leipzig mit 21 vor den Blauen mit 17 Punkten führt. Eine Begegnung, auf die ich mich persönlich bereits seit längerem sehr freue, mal sehen, ob es tatsächlich schon für einen Ritterschlag für das System Heidel/Weinzierl ausreicht…

Was blieb sonst noch? Ach ja, der vom kicker so passend bezeichnete Debütanten-Ball der Schalker Nachwuchsgarde mit Bernard Tekpetey, Thilo Kehrer, Fabian Reese und Donis Avdijaj. Eigentlich schon ein wenig schade, dass die Jungs im Moment eher nur geringe Chancen haben, sich in einer so eingespielt wirkenden Mannschaft selbst ins Rampenlicht zu rücken.