L. A. Dodgers: Denkwürdige Saison wurde vom abrupten Ende im Oktober überschattet

Ein mit Highlights und Spielerauszeichnungen gefülltes Jahr verpuffte in der Postseason

Club-Präsident Mark Walter schleuderte wutentbrannt eine Equipment-Tasche aus der Kabine, nachdem seine Dodgers in St. Louis aus den Playoffs ausgeschieden waren. Ein Bild, dass mehr aussagte als tausend Worte.

Vergangene Playoff-Größen der L.A. Dodgers

Für 235 Mill. $ auf der Gehaltsliste erhielt Walter zwar einen zweiten aufeinander-folgenden National-League-West-Titel, doch ein Erstrunden-Aus in den Playoffs kann für die millionenschwere und hochkarätige Guggenheim-Eigentümergruppe nur als einen Schritt zurück betrachtet werden.

Zuerst ein missglückter TV-Deal, dann eine weitere bittere Niederlage gegen die Cardinals ließen frustrierte Fans zurück, während die Durststrecke des Vereins nach einem World-Series-Titel nun schon 26 Jahre andauert.

Dabei lief bis zu dem verdrießlichen Ende für die Dodgers vieles richtig. Clayton Kershaw spielte eine weitere herausragende Saison, die später mit seinem dritten Cy Young Award und dem Titel des National League MVP belohnt wurde, eine Kombination an Auszeichnungen für einen Pitcher, die letztmalig Bob Gibson 1968 erreichen konnte.

Zack Greinke setzte mit 17 Siegen eine neue persönliche Bestmarke. Adrian Gonzalez gewann den Major League RBI-Titel, Dee Gordon gelang ein bemerkenswertes Comeback, er führte die Liga bei den Stolen Bases und Triples an. Die Mannschaft verlor niemals mehr als drei Spiele hintereinander und konnte zum zweiten Mal einen Rückstand von 9 1/2 Spielen aufholen.

Die ganze Zeit über agierte Manager Don Mattingly als Zirkusdirektor in der Manege der Vereinskabine, damit beschäftigt, die Egos der Spieler zu massieren, während er die Aufstellungen manipulierte.

Clayton Kershaw und Josh Beckett warfen No-Hitter, Matt Kemp fand seine All-Star-Form wieder, Justin Turner entwickelte sich zu einem der besten Ersatzspieler, den die Dodgers je hatten. Juan Uribe erreichte die höchste Batting Average seiner Karriere, ein wieder genesener Carl Crawford war in der zweiten Hälfte der Saison einer der besten Hitter der Liga, während Kenley Jansen zu den effektivsten Closern gehörte.

Und Yasiel Puig war in all seinem Drama wie ein in Echtzeit ablaufender Highlight-Film.

Doch eine Saison, die in Australien mit hohen Erwartungen begann, endete mit großer Frustration im Herzland Amerikas, als der Bullpen als schwächstes Glied in der Kette das Vertrauen der Trainer untergrub und Manager-Entscheidungen über Aufstellungen und Pitching diktierte.

Dabei litten die Dodgers weniger unter Verletzungen als in den letzten Jahren. Die schwerwiegendsten Ausfälle waren Chad Billingsley, der das ganze Jahr nicht zur Verfügung stand, Beckett, den es zur Mitte der Saison nach einem überraschend guten Comeback erneut erwischte, Chris Withrow und Hanley Ramirez, den seine hartnäckigen Beschwerden davon abhielten, im letzten Jahr seines Vertrages Werbung für einen gut dotierten Free-Agent-Vertrag zu machen.

Obwohl die Defensive des Teams zu den schlechtesten der Liga gehörte (das war in den letzten Jahren aber nicht anders), rangierte die Offensive und der Pitching Staff in den Top Vier. Die Dodgers waren zudem die beste Auswärtsmannschaft der MLB und dominierten mit 50-26 Siegen ihre Divison. Andererseits führten sie in der Liga auch mit 12 Niederlagen in der Verlängerung, ein weiteres Zeichen für die Probleme des Bullpens.

So erreichten die Dodgers erst zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte direkt hintereinander wieder die Playoffs, hatten die meisten Siege seit 2009 und kamen fünfmal in neun Jahren mit Ned Colletti als General Manager in die Postseason.

Der entscheidende Moment: nach einer Niederlage am 4. Juni und 8 1/2 Siegen hinter der Tabellenführung kritisierte Mattingly, dass nicht alle im Verein in dieselbe Richtung arbeiten würden. Zwar stieg das Defizit noch auf 10 Spiele, doch bis zum 30. Juni wurde das Ruder herumgerissen und der Club stand erstmals an der Spitze der Tabelle.

Als im Juli alle Outfielder wieder gesund waren, entschied sich Mattingly für Matt Kemp, Yasiel Puig und Carl Crawford, und verbannte Andre Ethier auf die Bank. Am 17. Juli eroberten die Dodgers den Ersten Platz wieder zurück und blieben dort für den Rest der Saison.

Was gut lief: Kershaw und Greinke etablierten sich endgültig als Werfer-Duo der Extraklasse in der Tradition von Sandy Koufax und Don Drysdale, als man vor dem Spiel schon wusste, wer gewinnen würde. Kershaw war nie besser, und Zack Greinke erreichte bei den Siegen eine neu Bestmarke seiner Karriere. Gonzalez gewann den Titel mit den meisten RBIs, erst zum dritten Mal überhaupt in der Geschichte der Dodgers.

Matt Kemp, der die erste Hälfte der Saison benötigte, um die Folgen von drei Operationen zu überwinden, reanimierte dann bis auf seine Geschwindigkeit alle seine Superstar-Fähigkeiten. Als alle Outfielder wieder fit waren, vertraute der Manager auf Kemp, Puig und Crawford und die Mannschaft setzte zum Höhenflug an.

Dee Gordon, dessen Karriere als Shortstop eigentlich schon beendet schien, gelang an der Second Base und als Leadoff-Hitter und Stolen-Base-Champ ein beeindruckendes Comeback. Turner, von den New York Mets schon aussortiert, sicherte sich einen Platz im Team als bester Einwechselspieler seit langem. Dan Haren gelangen 13 Siege als viertem Starter und auch Carl Crawford und Juan Uribe überzeugten durch gute Leistungen.

Was nicht richtig funktionierte: Brian Wilson erhielt nach einer überzeugenden Vorsaison einen neuen Vertrag über 19 Mill. $, doch mit 5 mph weniger auf der Radarpistole enttäuschte er im ersten Jahr. Dies ließ den Club über die gesamte Spielzeit einen geeigneten Setup man für Closer Jansen suchen. Chris Withrow fiel mit einer Verletzung aus und J.P. Howell versagte nach einer ordentlichen Saison ausgerechnet in den letzten September-Wochen.

All diese Probleme führten letztlich zum frühzeitigen Aus in den Playoffs, da auch zwischenzeitlich keine Verstärkungen für den Bullpen vorgenommen wurden.

Durch die Verletzungen von Billingsley und Beckett sahen sich die Verantwortlichen dagegen gezwungen, Ersatz für die Starting Rotation zu verpflichten, da das Nachwuchs-System dies nicht hergab. Kevin Correia und Roberto Hernandez blieben allerdings ohne nennenswerten positiven Einfluss.

In der Offensive wartete der Club bei Hanley Ramirez das ganze Jahr auf eine Wiederholung der Leistungen von 2013, doch er war nie gesund genug dazu.

Größte Überraschung: Mit Justin Turner konnte ein vor der Saison nicht zum Kader gehörender Spieler als vielseitiger Ersatzmann eine tolle Spielzeit absolvieren. Er sprang immer ein, wenn im Infield Not am Mann war und überzeugte auch als Pinch Hitter. Die Dodgers sollten den Mets eigentlich dankbar dafür sein, dass sie ihn aus welchen Gründen auch immer nicht mehr haben wollten.

Hitter des Jahres: Obwohl Yasiel Puigs Dynamik und Drama ihn immerhin bis ins All-Star-Team brachten, blieb Adrian Gonzalez der einzige wirklich konstante Run-Produzierer in einer mit Stars gespickten Mannschaft. Ohne den MLB-RBI-Champion in der Lineup hätte die Saison der Dodgers wohl schon im September geendet. Ebenso erwies sich Gonzalez als echter Führungsspieler, spätestens als er als Erster Cardinals-Catcher Yadier Molina zurechtwies, nachdem dieser in den Playoffs Puigs Kopf zum Ziel für die Pitcher gemacht hatte.

Werfer des Jahres: Natürlich niemand anders als Clayton Kershaw. Der dritte Cy Young Award, der erste NL MVP als Pitcher seit Bob Gibson 1968 und sein vierter ERA-Titel hintereinander deuten auf eine geradezu historisch gute Saison. Unglücklicherweise wird diese phänomenale Spielzeit aber auch immer mit seinem tragischen erneuten Knockout in den Playoffs verbunden sein, nachdem er das Busch Stadium in St. Louis wieder mit einem Trauma verlassen musste.

Neuling des Jahres: Miguel Rojas, Shortstop. Alles was man über die Qualitäten des Farmsystems der Dodgers wissen muss, ist die Tatsache, dass Rojas diesen Titel mit einer Batting Average von nur .181 gewinnen konnte und er dieses System nicht einmal durchlaufen hat. Als viel gereister Minor Leaguer gekommen, überzeugte er als Ramirez‘ defensiver Ersatz und erhielt auch die Stimme von Clayton Kershaw, dem er mit seiner Fanghand den No-Hitter rettete.