FC Schalke 04: Die Grube wird immer tiefer

Auch das ist historisch: 5 Spiele – 5 Niederlagen. Noch nie in seiner Geschichte ist der S04 schlechter in eine Saison gestartet. Und es gibt momentan auch nur wenig Aussicht auf kurzfristige Besserung.

Heinmspielpremiere
Auch sie waren für die Schalker nicht zu bezwingen:
Spielertraube der TSG 1899 Hoffenheim

„Wir wollen euch kämpfen sehn!“ klang es wütend aus der Kurve der Gelsenkirchener Anhänger in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim. Doch am fehlenden Kampf hatte es eigentlich gar nicht gelegen, dass der FC Schalke erneut ohne Punkte die Heimreise antreten musste. Man konnte der Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl zumindest nicht das Bemühen absprechen, in Hoffenheim punkten zu wollen.

Doch eine erschreckende Ideenlosigkeit in der Offensive, gepaart mit einem statischen Spielaufbau ohne jegliche überraschenden Aktionen, machte es den Kraichgauern viel zu leicht, ihre bereits vor der Pause erzielte 2:1-Führung über die Zeit zu bringen.

Sicherlich, da war da noch der Kopfball von Klaas-Jan Huntelaar an den Pfosten und ein verweigerter Handelfmeter kurz vor dem Spielende, ansonsten aber fehlte es an klaren Abschlüssen der Schalker, um nur von einer unglücklichen Niederlage reden zu können.

Stattdessen waren es hauptsächlich die eigenen Fehler, die die erneute Schlappe einleiteten. So merkten Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann und Stab recht schnell, dass der Schalker Rechtsverteidiger Sascha Riether den Laden auf seiner Seite nur unzureichend im Griff hatte. Und über diese Außenbahn rauschten denn auch die beiden Angriffe heran, mit denen die Sinsheimer aus einer Schalker Führung ohne größere Mühen einen Rückstand machten.

Unverständlich war aus Gelsenkirchener Sicht wieder einmal, warum selbst eine frühe Führung durch Eric Maxim Choupo-Moting nach sehenswerter Hereingabe von Breel Embolo keinerlei Sicherheit in das Schalker Spiel brachte. Immerhin dauerte es diesmal 13 Minuten bis zum Ausgleich, gegen Köln fiel dieser fast im direkten Gegenzug.

Doch Hand aufs Herz, auch wenn es der Schalker Seele wehtut: sowohl gegen Köln als auch in Hoffenheim spielte der S04 wie ein Absteiger. Erschreckende Fehler in der Defensive, pomadiges einfallsloses Spiel ohne jegliche Tempowechsel oder gar verblüffende Geistesblitze nach vorn. Und Trainer Weinzierl konnte einsetzen wen er wollte, es wurde nicht besser. Ganz im Gegenteil wirkten die häufigen Umstellungen hilflos, so als ob der Gelsenkirchener Coach noch gar keine erste Elf gefunden habe.

Was nun auch wieder nicht wirklich verwundert. Nimmt man das Spiel gegen Bayern München als echten Saisonauftakt (erst bei dieser Begegnung standen tatsächlich alle Neuzugänge zur Verfügung), so arbeitet Weinzierl mit dem kompletten Kader gerade mal drei(!) Wochen zusammen. Da wundert es nicht, dass die wichtigen Abläufe, also die situativen Momente auf dem Platz, in denen sowohl offensiv als auch defensiv ein gegenseitiges Verständnis gefordert sind, einfach noch nicht funktionieren können.

Und wenn dann trotz allen Bemühens aufgrund gerader dieser Defizite individuelle Fehler geschehen, die dann auch noch spielentscheidend wirken, machen sich irgendwann Verzweiflung und Mutlosigkeit breit. Genau in dieser Phase aber steckt die Mannschaft momentan fest. Der getätigte Aufwand ist viel zu hoch, um einfachste Aussetzer wieder ausbügeln zu wollen.

Daher erscheint es zur Zeit wenig hilfreich, mit dem Finger auf Trainer oder einzelne Spieler zu zeigen, und neben Riether etwa noch Naldo, Nabil Bentaleb, Embolo oder anderen ihre Mängel zum Vorwurf zu machen. Eine Veränderung kann nur auf Dauer und als eine Einheit erreicht werden. Und nur so sind auch die mahnenden Worte des Sportvorstandes Christian Heidel zu verstehen: die Mannschaft ist nun gefordert, Charakter zu zeigen, die Realitäten anzuerkennen und eine andere Einstellung an den Tag zu legen.

Obwohl man auch Heidel selbst nicht so einfach aus der Kritik entlassen sollte. Es fällt mir allerdings zumindest jetzt noch schwer, da auch ich mich hatte berauschen lassen von dem radikalen Umbruch, den der ehemalige Mainzer Manager in Gelsenkirchen angestoßen hatte.

Doch irgendwann wird man sich die Frage stellen müssen, ob dieser Wandel nicht zu extrem ausgefallen ist. Ob es richtig gewesen ist, neben der neuen sportlichen Führung gleich so viele neue Spieler zu holen. Vor allem auch in dem Bewusstsein, dass direkt nach dem Transferschluss am 31. August englische Wochen drohten und die Mannschaft nicht viel Zeit haben würde, um sich überhaupt erst einmal kennenzulernen.

Die Hälfte der Bundesliga (mindestens!) lebt immerhin davon, auf namhafte Akteure größtenteils zu verzichten und stattdessen auf eine eingespielte Belegschaft zu setzen, die sich zudem bereits über Jahre hinweg kennt. In der Rückschau erscheint es da schon sehr ambitioniert, dagegen einen zusammengewürfelten Haufen einzelner Stars zu setzen, die noch kaum die rudimentären Grundregeln des fußballerischen Zusammenspiels beherrschen.

Doch halt, soweit will ich jetzt noch gar nicht gehen. Trotz aller Enttäuschung über die bisher gezeigten Leistungen hat es keinen Sinn, nun schon alles in Bausch und Bogen zu verdammen. Trainer und Team sollten die nötige Zeit erhalten, um aus ihren Fehlern zu lernen und zumindest zu versuchen, eine Einheit zu werden. Jetzt schon die Krise herbeizureden und vor allem personelle Konsequenzen zu fordern, hat keinen Sinn.

Lasst sie in Ruhe arbeiten, der Ernst der Sache sollte nun alle erreicht haben, und es wird sich dann auch zeigen, ob alle mitziehen wenn es darum geht, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.