Fatale Irrtümer des finanziellen Fundamentalismus – über die Belastung zukünftiger Generationen

Dollar symbol

Eine Abhandlung über die Ökonomie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
Teil 1

Einleitung:
Ein Großteil der in Finanzkreisen vorherrschenden konventionellen ökonomischen Weisheit, weitestgehend als Grundlage für die Regierungspolitik und von den Medien und der Öffentlichkeit akzeptiert, basiert auf unvollständiger Analyse, kontrafaktischen Annahmen und falscher Analogie.

So wird beispielsweise die Ermutigung zum Sparen weiterhin propagiert ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass für die meisten Menschen steigende Ersparnisse einhergehen mit einem geringeren Verbrauch und einer sinkenden Nachfrage am Markt, und ein Kauf durch einen Verbraucher oder eine Regierung gleichzeitig Einkommen für die Anbieter und Lieferanten bedeutet, und natürlich ist auch die Staatsverschuldung ebenso ein Vermögenswert.

Genauso trügerisch ist die Annahme, das das, was für einzelne Personen wünschenswert und möglich ist, in gleicher Form auch für alle, die ähnliche Wünsche hegen, und für die Wirtschaft als Ganzes möglich ist.

Und oft scheint die Analyse auf der Annahme zu basieren, dass die künftige Wirtschaftsleistung fast vollständig von unerbittlichen ökonomischen Kräften unabhängig von der Regierungspolitik bestimmt wird, so dass die eine Verwendung der Ressourcen unvermeidbar ihre Verfügbarkeit für eine andere verringert.

Dies könnte bei einer Wirtschaft mit Vollbeschäftigung gerechtfertigt sein, oder es könnte in gewisser Weise durch die Annahme denkbar sein, dass die US-Notenbank erfolgreich eine Politik verfolgt, die Arbeitslosigkeit strikt an einer festen „nicht-inflationsbeschleunigenden“ oder „natürlichen“ Rate zu halten. Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen ist ein solches Resultat weder wahrscheinlich noch wünschenswert.

Einige der Irrtümer, die durch solche Denkweisen entstehen, sind hier im folgenden aufgeführt. Zusammengenommen führt ihre Annahme zu politischen Strategien, die uns im besten Fall weiter in Wirtschaftsflauten mit Arbeitslosenquoten im Bereich von 5 bis 6 Prozent verharren lassen.

Das ist nicht nur im Bezug auf den Verlust von 10 bis 15 Prozent unseres Produktionspotenziales schon schlimm genug, auch wenn dies gerecht verteilt werden sollte, aber wenn es zu Arbeitslosigkeit von 10, 20 oder 40 Prozent bei benachteiligten Gruppen führt, werden die weiteren Schäden in Bezug auf die Armut, Familientrennungen, Schulschwänzern und -abbrechern, Illegitimität, Drogenkonsum und Kriminalität in der Tat ernst sein. Und sollte diese stillschweigende Politik vollständig im Sinne eines „ausgeglichenen Haushalt“ durchgeführt werden, könnten wir auch in einer schweren Depression landen.

Irrtum Nr. 1: Staatliche Defizite belasten zukünftige Generationen
Defizite werden als sündige verschwenderische Ausgaben zu Lasten künftiger Generationen angesehen, die dann zu einer geringeren Rendite des investierten Kapitals führen würden. Dieser Trugschluss scheint aus einer falschen Analogie über die Kreditaufnahme von Privatpersonen zu stammen.

Die aktuelle Realität entspricht aber fast dem genauen Gegenteil.
Defizite erhöhen das verfügbare Netto-Einkommen der einzelnen Personen im gleichen Ausmaß, in dem die Staatsausgaben private Einkommen darstellen, welche die Zahlungen in der Form von Steuern, Gebühren und sonstige Abgaben übersteigen.

Diese zusätzliche Kaufkraft schafft, wenn sie wieder verkonsumiert wird, Märkte für die private Produktion und verleitet Produzenten dazu, in zusätzliche Produktionskapazitäten zu investieren, die dann auch zukünftigen Generationen als reales Erbe und Sachkapital zu Verfügung stehen werden.

Dies erfolgt zusätzlich zu den öffentlichen Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Forschung und dergleichen.

Größere Defizite, die ausreichen, um die Ersparnisse aus einem wachsenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) über das hinaus, was durch gewinnorientierte private Investitionen geleistet werden kann, einer Verwendung zuzuführen, sind keine wirtschaftliche Sünde, sondern eine ökonomische Notwendigkeit.

Defizite, die die Lücke zwischen dem maximal erreichbaren Wachstum und dem tatsächlichem Output übersteigen, könnten in der Tat einmal Probleme verursachen, aber von diesem Niveau sind wir zur Zeit weit entfernt.

Auch die Analogie selbst ist fehlerhaft. Wenn es für General Motors, AT & T, und die Einzel-Haushalte erforderlich gewesen wäre, ihre Budgets in gleicher Weise auszugleichen, wie dies von der Bundesregierung verlangt wird, gäbe es keine Aktien und Anleihen, keine Bankkredite, und viel weniger Autos, Telefone, und Häuser.

(Grundlage dieser Reihe ist der Artikel 15 Fatal Fallacies of Financial Fundamentalism von William Vickrey)