Der österreichische Ökonom und Politiker Joseph Schumpeter
Ricardos…oberstes Interesse war ein klares Ergebnis von direkter und praktischer Bedeutung. Um dies zu erreichen, zerlegte er das generelle System in einzelne Stücke, bündelte davon so große Teile wie möglich und „fror“ sie förmlich ein – sodass so viele Dinge wie nur irgend machbar krampfhaft als „feststehend“ und „gegeben“ vorausgesetzt werden sollten.
Er türmte dann eine vereinfachte Annahme auf die nächste und erschlug durch diese Unterstellungen wirklich alles, bis ihm schließlich nur noch wenige aufsummierte Variablen übrigblieben, zwischen denen er einfachste Einwegbeziehungen aufstellte, sodass am Ende die Wunschergebnisse fast als Tautologien auftauchten…
Es blieb damit eine ausgezeichnete Theorie, die niemals widerlegt werden kann und in der nichts fehlt. Die Gewohnheit, Ergebnisse dieser Art und Weise für die Lösung praktischer Probleme anzuwenden, sollten wir daher getrost als die ricardianischen Mängel, Laster oder gar Unarten bezeichnen…
aus: History of Economic Analysis (Geschichte der ökonomischen Analyse) von Joseph Schumpeter
Klingt vertraut, nicht wahr?
Nur mit dem Unterschied, dass so etwas heute als Tugend und nicht als Laster angesehen wird…
(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des schwedischen Ökonomen Lars Syll)