Die L. A. Dodgers haben bereits jetzt ein ernsthaftes Bullpen-Problem

Letztes Jahr hatten die Dodgers wohl eine der besten Spielzeiten in ihrer Franchise-Geschichte. Sie gewannen über 100 Begegnungen und kamen bis auf einen Sieg heran an den Gewinn der World Series.

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Dodgers-Reliever Pedro Báez

Ein großer Teil dieses Laufs war dabei dem Bullpen zu verdanken. Doch wie schnell können sich die Dinge in einer Saison ändern?

In diesem Jahr hatte das Team dagegen einen schrecklichen Start. Der Grund? Nun, es gibt dafür einige, um es etwas milde auszudrücken. Aber das größte Problem für die Südkalifornier stellte bis zum Ende April hauptsächlich der Bullpen dar.

Letzte Saison
Bevor wir uns in dieser Saison mit den aktuellen Problemen beschäftigen, sollten wir einen Abstecher in die Vergangenheit wagen und uns an die guten Zeiten erinnern, die wir im letzten Jahr erlebt haben. Der Bullpen hatte in der letzten Saison eine ERA von 3.38 erreicht und führte damit die National League an. Die Reliever waren top bei den Strikeouts pro neun Innings (mit 10,24) sowie bei den Walks pro neun Innings mit nur 2,94. Um es einfach auszudrücken, dieser Bullpen war schlicht überragend.

Diese Saison
Der Dodgers Bullpen besitzt zur Zeit eine ERA von 4.77, und befindet sich damit in der unteren Hälfte der Liga. Die Anzahl der Walks in neun Innings liegt bei 4,0, auch das im unteren Bereich der Liga. Zu guter Letzt brachten ihre sechs Niederlagen sie ebenfalls in die Untiefen dieser Wertung. Gut ein Jahr nachdem die Dodgers einen der besten Bullpens im Baseball besaßen hat sich das Blatt leider komplett gewendet.

Was aber ist passiert?

Schlüsselabgänge
Viele Fans nahmen diese Dominanz des Bullpens als selbstverständlich hin, und es sah so aus, als ob das Frontoffice das auch so täte. Obwohl die Dodgers nur zwei Schlüsselspieler aus der Mannschaft der letzten Saison verloren haben, scheint es aber so, als wären es die zwei wertvollsten.

Beginnen wir mit Brandon Morrow
Die Dodgers waren in der Lage, ihn aus Toronto zu erwerben und zu einem Minor-League-Deal zu verpflichten. Er kam früh in der Saison gut auf und war dann völlig dominant. Er beendete die Saison mit 6-0 Siegen und einer ERA von 2.06. Darüber hinaus gelangen ihm 50 Strikeouts in 43,2 Innings. Viele Dodgers Fans werden sich allerdings an ihn für seinen Zusammenbruch in der World Series erinnern, wo er fünf Runs in fünf Innings zuließ.

Nach dem, was die meisten als das beste Jahr seiner Karriere bezeichneten, wollte er den Free-Agent-Markt erobern. Die Dodgers dagegen mochten ihm keinen satten Vertrag anbieten, zumal er nicht ihr Closer sein würde. Morrow brachte daraufhin seine Talente nach Chicago, um bei den Cubs anzuheuern und unterzeichnete einen Einjahresvertrag im Wert von 9 Millionen Dollar. Wie ist dieser Deal gelaufen?

Es ist bisher zwar erst ein Monat in der Saison vergangen, doch es scheint, dass er eine noch bessere Spielzeit als letztes Jahr erlebt. In 11 Spielen sitzt seine ERA immer noch bei Null. Er hat sieben Saves und neun Strikeouts in 10 Innings erreicht. Das sagt eindeutig mehr als viel Worte.

Tony Watson
Die Dodgers verloren auch Tony Watson, den sie letztes Jahr zur Trade-Deadline von den Pittsburgh Pirates verpflichtet hatten. In seiner Zeit in L.A. erreichte Watson 2-1 Siege mit einer 2.70er ERA. Er zeigte das Potenzial, welches Pittsburgh in den Jahren zuvor in ihm gesehen hatte, und war einer der Schlüsselspieler des Bullpens. Noch wichtiger war aber, dass er auch in den Playoffs überragte. Er hatte fünf Auftritte in den World Series und erlaubte dabei nur zwei Hits und gewann zwei Spiele.

Und in dieser Saison? Nach 13 Partien steht seine ERA bei 0.66 und sein Strikeout-Ratio pro neun Innings beträgt 10. Um der Wunde noch etwas Salz hinzuzufügen, hat er in dieser Spielzeit auch schon verdammt gut gegen die Dodgers ausgesehen.

In Ordnung. Nachdem wir uns angesehen haben, welche Pitcher von den Dodgers besonders vermisst werden, wollen wir uns nun den Spielern zuwenden, die sie heute haben.

Neuverpflichtungen
Die Dodgers verloren zwei wichtige Werfer aus dem Bullpen, was logischerweise bedeutete, dass sie zwei neue als Ersatz finden mussten. Welche Spieler waren das? Tom Koehler und Scott Alexander. Es ist zwar noch recht früh, und vieles kann sich sicherlich noch ändern. Aber schon jetzt scheinen diese beiden eine ernsthafte Schwächung zu sein.

Koehler verletzte sich im Frühjahr an der Schulter und hat in dieser Saison noch kein Inning hingelegt. Alexander spielt momentan in den Minors, und seine Zeit in den Big Leagues war nicht gerade sehr einprägsam. In 11 Spielen hielt Alexander eine ERA von 6.35 und erlaubte mehr Runs (8) als er Strikeouts (7) erzielte. Zu allem Überfluss gestattete er auch noch neun Walks.

Ich sage nicht, dass diese zwei Jungs allein der Grund für den fürchterlichen Start in die Saison sind, aber wenn man sie mit den beiden Spielern vergleicht, die sie ersetzen sollten, hilft das in der Sache nicht wirklich weiter. Okay, also lasst uns jetzt zur Sache kommen.

Wer ist schuld?
Lassen Sie mich zunächst einmal sagen: Es ist nicht alles Pedro Baez‘ Schuld. Die meisten Dodgers-Fans zeigen gerne mit den Fingern und schieben die Schuld auf Baez, aber er trägt nicht für alles die Verantwortung. Ich weiß, viele werden denken, dass ich verrückt bin, aber Baez war nicht so schlecht, wie viele Leute denken. Die Fans zeigen natürlich sofort auf seine 4.50 ERA, was durchaus verständlich ist. Aber der Grund, warum diese so hoch ist liegt an seinem letzten Auftritt in San Francisco, wo er drei Runs in 0,1 Innings zuließ. Als er ins Spiel kam lag seine ERA allerdings noch bei 2.31, eine Zahl, die die meisten Fans und Trainer akzeptieren würden.

Doch Baez ist nur einer von denen, die scheinbar keinen Zuspruch mehr bekommen. Seine guten Leistungen jedoch werden viel zu schnell vergessen. Er hatte vier Einsätze, bei denen er mehrere Strikeouts erreichte, sowie fünf, in denen er keinen Hit zugelassen hat. Erst vor wenigen Wochen haben Fans noch vorgeschlagen, dass er Kenley Jansen ersetzen solle. Wie schnell wir so etwas doch unter den Tisch fallen lassen.

Was ist bloß los mit Kenley?
Apropos Kenley Jansen, das war für ihn ein erschreckend schwacher Start in die Saison. Er hatte nur drei Saves im Monat April, und seine ERA pendelte über fünf hinaus. Er wechselte sehr schnell von einem der dominanteren Baseballspieler zu einem Akteur, der möglicherweise darum kämpfen muss, überhaupt seinen Job zu behalten.

Das erste, was die Fans normalerweise begeistert, ist die Geschwindigkeit seiner Pitches. Doch die hat seit dem letzten Jahr nachgelassen, und er hat sie nicht wirklich zurückbekommen. Noch interessanter sind aber seine erlaubten Walks. Erinnern Sie sich noch an letztes Jahr, als er den Rekord für die meisten Strikeouts ohne einen Walk seit dem Saisonstart aufstellte? In der letzten Saison wäre man schockiert gewesen, wenn Jansen einen Freilauf erlaubt hätte. In 68 Innings passierte ihm das ganze sieben Mal. Und dieses Jahr? Er hat jetzt schon bereits fünf in zehn Innings zugelassen.

Wenn die Dodgers irgendwelche Hoffnungen hegen, die Dinge im Bullpen zu verbessern, werden sie mit Kenley beginnen müssen.

Es wird eigentlich nur noch schlimmer
Okay, nachdem wir von diesen beiden Jungs gehört haben, wollen wir eigentlich jemand von ihnen auswählen, dem wir mehr die Schuld zuschieben sollten. Doch bevor wir das machen, lassen Sie uns noch einige der anderen Teile ansehen.

Wir erinnern uns alle an Wilmer Font. Bevor er von den Dodgers zu den Oakland A’s transferiert wurde, erlaubte er 13 (!!) Runs in nur 10 Innings. Er ist nicht einmal mehr in der Mannschaft und hat trotzdem noch mehr Niederlagen als die Hälfte der aktuellen Pitcher im Club. Die Dodgers ersetzten Font durch Daniel Hudson, der es aber bisher noch nicht wirklich viel besser gemacht hat. In nur 3,2 Innings ließ er sieben Runs zu. Er hat zwar erst vier Spiele bestritten und doch hat er sich bereits als unzuverlässiger Arm erwiesen, der nicht unbedingt eine Verbesserung für den Bullpen darstellt.

Tony Cingrani war ein weiteres Schnäppchen, welches die Dodgers letztes Jahr zur Trading-Deadline erwerben konnten. Wie Watson glänzte er in seiner Zeit danach. Dieses Jahr allerdings ist eine ganz andere Geschichte. Seine ERA liegt um die 6.30, und er hatte bereits zwei Saves verdaddelt, beide in den letzten Wochen.

Der beste Fang, den man bisher in diesem Jahr gemacht hat, ist zur Zeit J. T. Chargois. In 13 Spielen hat der Rechtshänder eine ERA von 1.59, der Topwert im Bullpen. Zwei Runs und 16 Strikeouts in 11 Innings stehen für ihn zu Buche. Josh Fields zeichnete sich bis dato zwar auch als zuverlässiger Typ aus, doch zuletzt gestattete er Homeruns in zwei aufeinanderfolgenden Spielen.

Die Analyse
Wenn man sich dann wieder die reinen Zahlen ansieht, ist es immer noch schockierend, wie schlecht der Bullpen der Dodgers dieses Jahr bislang gewesen ist. Wie ich ja bereits erwähnt habe, sind die Reliever natürlich nicht ganz allein für die Probleme in der ersten Saisonphase verantwortlich. Trotzdem muss eine Verbesserung her, und zwar möglichst schnell.

Im Laufe der Jahre haben sich Teams mit einem guten Bullpen während der regulären Saison zumeist stark entwickelt und mit ihm als Schlüssel einen erheblichen Postseason-Schub erlebt. Diese Spielzeit ist noch jung und es gibt noch sehr viele Partien zu bestreiten. Widrigkeiten sind an sich nichts Neues für die Dodgers.

Fürs Erste können wir daher die Dinge nur ein Spiel nach dem anderen nehmen wie sie kommen und hoffen, dass wir drastische Verbesserungen sehen werden. Insgesamt ist dies ein sehr talentierter Bullpen, was ansonsten leicht vergessen wird. Wir haben ein großartiges Front Office und einen noch besseren Manager. Hoffen wir, dass sie herausfinden können, wo es momentan hakt und dabei mithelfen, diese Saison noch umzudrehen!