Kurz vor dem Ende der Transferperiode am 02. September sicherte sich der FC Schalke 04 noch die Dienste zweier etwas ungewöhnlicher Fußballer.
Während die Verpflichtung des Hamburgers Dennis Aogo schon vorher im Gespräch gewesen war, gelang S04-Manager Horst Heldt mit dem Wechsel des ghanaischen Nationalspielers Kevin-Prince Boateng doch eine mittelschwere Sensation.
Aufgrund der Länderspiel-Pause und der damit verbundenen Nachrichtenarmut zum Thema Schalke hier ein paar Gedanken meinerseits zu diesen beiden Spielern:
Kevin-Prince Boateng
Mit der Verpflichtung des ehemaligen Dortmunders Kevin-Prince Boateng konnte Schalke selbst BVB-Trainer Jürgen Klopp überraschen.
Auf der Pressekonferenz seines Vereins wußte Klopp offenbar nicht so wirklich, was er zu diesem Transfer sagen sollte.
Möglicherweise hatten er und die Verantwortlichen des BVB vielleicht noch darauf gehofft, dass Boateng wenn überhaupt nur zu den Schwarz-Gelben wechseln würde.
Ein Eingehen auf die Offerte der Schalker war offenbar vom BVB nicht erwartet worden.
Nun gut, Prince Boateng hat eine eigene Antwort auf diesen kleinen Seitenhieb von Klopp und Co. gefunden. Sein Hinweis, sein neuer Lieblingsverein sei ab sofort der FC Schalke 04, ließ an Klarheit nichts zu wünschen übrig.
Eine etwas ungewöhnliche Reaktion eines auch eher atypischen Fußballers.
Kevin-Prince Boateng ist eben keiner dieser angepassten und austauschbaren Kicker, die heutzutage das Bild des Profifuballs prägen.
Er ist einer, der durch sein Auftreten polarisiert und manchmal auch durchaus provoziert. Doch gleichzeitig hat er sich in den letzten Jahren beim AC Mailand sportlich und menschlich emanzipiert und ist durch seine Leistungen und sein Verhalten auf und neben dem Platz zu einer echten Führungsfigur gereift.
Aus dem Berliner „Ghetto-Kid“ ist ein geachteter internationaler Star-Spieler geworden, der mit Sicherheit für jede Bundesligamannschaft eine echte Verstärkung darstellen würde.
Auch und gerade für Schalke 04!
Denn die ersten Spiele der neuen Saison haben eins ganz klar gezeigt:
Trotz allem durchaus vorhandenem Talent und Potenzial fehlte den Schalkern eine echte Führungsfigur, an der sich die jungen Spieler auch dann, wenn es mal nicht so laufen sollte, aufrichten und ein Beispiel nehmen könnten.
Der letzte, der diese Position einnahm, war ohne Zweifel der spanische Superstar Raul!
Seit dessen Abgang aber fehlte es den Blau-Weißen an einer eindeutigen Integrationsfigur, wodurch sich die doch sehr schwankenden Leistungen seitdem zumindest teilweise erklären lassen.
Sollte sich Kevin-Prince Boateng auf Schalke zurechtfinden, wovon ich einfach mal ausgehe, so bin ich davon überzeugt, dass er diese Rolle ausfüllen und so zu einem wichtigen Führungsspieler werden könnte.
Dennis Aogo
Auf Leihbasis verbunden mit einer Kaufoption kam der Nationalspieler Dennis Aogo kurzfristig zum FC Schalke 04.
Der Sohn eines Nigerianers und einer deutschen Mutter sollte wohl die zwischenzeitliche Schwäche der Blauen auf der Linksverteidiger-Position beheben, nachdem Christian Fuchs dort zuletzt wenig überzeugen konnte und Junioren-Nationalspieler Sead Kolasinac verletzt passen musste.
Dies ist ihm zumindest in seinem ersten Einsatz gegen Bayer Leverkusen schon gut gelungen.
Beim Hamburger SV hatte Dennis Aogo zuletzt für einige Unruhe gesorgt, als er nach einer Niederlage für zwei Tage nach Mallorca reiste.
Er wurde daraufhin für einen Spieltag suspendiert und die Wellen in der örtlichen Presse schlugen hoch, da man aufgrund der wenig erfreulichen sportlichen Situation des Vereins offenbar einen Sündenbock für die Öffentlichkeit suchte.
Es stellte sich aber heraus, dass Aogo lediglich die trainigsfreien Tage für diesen Trip genutzt hatte und nicht gegen Anweisungen des Vereins oder des Trainers gehandelt hatte.
So erwies sich die öffentliche Empörung im nachhinein als völlig übertrieben und auch das Handeln des Hamburger SV war letztlich nicht nachvollziehbar.
Ich kann da durchaus schon verstehen, dass Dennis von seinem Verein ziemlich enttäuscht war und mit einem Wechsel liebäugelte.
Für uns kam dieses Verhalten des HSV natürlich höchst gelegen, machte es doch die Verpflichtung eines gestandenen Bundeligaprofis und Nationalspielers möglich.
Ich bin da sehr optimistisch, dass Dennis Aogo die momentanen Probleme auf der linken Außenbahn auch auf Dauer wird lösen können und eine echte Alternative darstellen kann.
Für Österreichs Kapitän Christian Fuchs könnte es dadurch allerdings noch enger werden, war doch in der letzten Saison schon Sead Kolsinac leistungsmäßig an ihm vorbeigezogen.
Vorläufiges Fazit:
Insgesamt kann man wohl ohne Übertreibung sagen, dass Manager Horst Heldt da auf dem letzten Drücker noch zwei echte Verstärkungen an die Angel gegangen sind, die den Verein auch langfristig über die Schwächephase zu Saisonbeginn hinweg helfen werden.
Klar dürfte allerdings auch sein, dass speziell die Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng erst durch die erfolgreiche Champions-League-Qualifikation und den damit garantierten Einnahmen möglich wurde.