Der Bullpen: verantwortlich für die Misere der Dodgers?

Donnerstag, 20. Juni 2013, Petco Park, San Diego:

Rookie-Pitcher Stephen Fife liefert eine tolle Vorstellung für die Los Angeles Dodgers ab. 6 Innings lang gestattet er den San Diego Padres nur 4 Hits, ihm selbst gelingen dagegen sechs Strikeouts.
Gegen den starken Padres-Pitcher Jason Marquis, der in dieser Saison schon neun Siege erzielt hat, hält er ein sensationelles 2:2.

PetcoParkEvening


Im siebten Inning entschließt sich Manager Don Mattingly, den Werfer auszuwechseln. Ein Routinevorgang, als Starter ist ein Neuling wie Fife für maximal fünf oder sechs Innings vorgesehen, danach spricht vieles dafür, dass seine Leistung nachlassen wird.

Also muss nun der Bullpen ran. Dabei handelt es sich normalerweise um die Spezialisten, die dafür sorgen sollen, dass die gute Performance des Starting Pitchers über die letzten Innings einer Begegnung gehalten wird und am Ende in einen Sieg für die eigene Mannschaft umgesetzt werden kann.
(Erläuterung: als Bullpen wird normalerweise der abgegrenzte Bereich eines Baseball-Stadions bezeichnet, in dem sich die Pitcher warm machen können. Dieser Begriff wird aber auch für die Gesamtheit der Einwechselwerfer einer Mannschaft benutzt.)

An diesem Tag ist es Matt Guerrier, der sich schon vorher aufgewärmt hatte. Er übernimmt den Ball von Fife mit der Aufgabe, in diesem siebten Inning möglichst keine offensiven Aktionen der Padres zuzulassen, um die Dodgers weiter im Spiel zu halten.

Nur kurze Zeit später muss Guerrier den Werfer-Hügel wieder verlassen, ohne einen Spieler der Padres „out“ gemacht zu haben. Statt dessen hat er zwei Hits zugelassen, und am Ende des siebten Innings liegt San Diego mit 4:2 vorn.
Diese Führung lassen sich die Padres nicht mehr nehmen und gewinnen die Begegnung mit 6:3.

Eine Szene, symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf der Dodgers.

Das Versagen des Bullpens

So mancher Starter der Dodgers mag schon des öfteren heimlich auf die Relief Pitcher geschimpft haben. Denn Ereignisse wie das oben beschriebene sind leider keine Seltenheit in diesem Jahr.
Neben den vielen Ausfällen durch Verletzungen dürften die mäßigen Leistungen des Bullpens Manager Don Mattingly bisher die meisten Kopfschmerzen bereitet haben.

Harrisburg Senators vs. Trenton Thunder - April 23, 2011 (5655580725)
Bullpen in einem Minor League Stadion

Wie groß dabei das Versagen der Einwechselwerfer ist, lässt sich vor allem an der Statistik ablesen (die Amerikaner lieben es generell, sämtliche sportliche Aktvitäten in Zahlen zu erfassen; im Baseball aber wird dies auf die Spitze getrieben).

Interessant ist hierbei vor allem das Verhältnis von Saves zu Blown Saves.
Zur Erklärung: Einen Save (abgekürzt SV) erhält ein Pitcher (der sogenannte Closer), der bei Führung der eigenen Mannschaft in der Regel im letzten Inning eingewechselt wird und diese Führung „über die Runden bringt“.
Einen Blown Save (BS) gibt es logischerweise dann, wenn ihm dies nicht gelingt.

Zum Zeitpunkt der Niederlage gegen San Diego standen 18 erzielten Saves ganze 15 Blown Saves gegenüber.
Das ist einerseits bemerkenswert, weil die erfolgreichsten Teams der Liga bis zu zehn Saves mehr aufweisen können.
Andererseits ist die Gesamtzahl der verlorenen Saves bei 70 bisher gespielten Begegnungen doch erschreckend hoch.

Hierbei fallen vor allem zwei Werfer auf, die jeweils mit vier Blown Saves belastet sind.

Das sind Brandon League, der über weite Strecken der Saison den Job des Closers ausübte und Ronald Belisario, in der Regel einer derjenigen, die als Setup-men in den mittleren Innings eingesetzt werden.
Beide haben bisher im Verlauf der Saison offenbar nicht die Leistungen erbracht, die von ihnen erwartet worden waren. Dies macht sich vor allem auch in ihren recht hohen ERA’s (Earned Run Average = der Durchschnitt der von den Gegnern erzielten Runs, hochgerechnet auf 9 Innings) von 5,33 (League) und 4,78 (Belisario) bemerkbar.

Eine erste Konsequenz hat Don Mattingly bereits vor einigen Spielen gezogen: Brandon League ist seinen Job als Closer vorläufig los geworden, für ihn hat Kenley Jansen diese Aufgabe übernommen.

Doch es bedarf wohl noch einer allgemeinen Leistungssteigerung des gesamten Bullpens, um im weiteren Verlauf der Saison noch eine Wende zum Besseren herbeizuführen.