Zurück in die Zukunft? Lektionen über Ungleichheit, Arbeitsmärkte und Konflikte aus dem Gilded Age für die Gegenwart

Der heutige Arbeitsmarkt in den USA hat viel gemeinsam mit dem des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Damals wie heute gab es nur wenige Gesetze zum Schutz der Arbeiter, dafür Ängste gegenüber billigen ausländischen Arbeitskräften, dem raschen technologischen Wandel und der zunehmenden Marktkonzentration.

Pullman strikers outside Arcade Building
Die Nationalgarde von Illinois und streikende Arbeiter während des
Pullman Eisenbahner-Streiks 1894

Dieser Beitrag untersucht die Lehren, die aus diesem früheren „Gilded Age“ gezogen werden können. Die Ergebnisse legen nahe, dass, auch wenn die Märkte eine größere Rolle bei der Zuweisung von Arbeit spielen, trotzdem rechtliche und politische Institutionen weiterhin die Verhandlungsmacht von Unternehmen und Arbeitnehmern mitgestalten werden.

Phänomenale Steigerungen bei Einkommen und bei der Vermögensungleichheit wurden in den letzten vier Jahrzehnten in den USA und anderen reichen Volkswirtschaften beobachtet, angetrieben von qualifikationsverzerrendem technologischen Wandel, einer Zunahme des Handels (Autor et al. 2008, 2013) sowie institutionellen und politischen Änderungen, die es den Reichen erlaubten, sich einen größeren Anteil vom wirtschaftlichen Kuchen zu sichern.

Wenn sich also die Arbeitsmärkte ‚zurück in die Zukunft‘ entwickeln, so kann das Studium der historischen Arbeitsmarktinstitutionen nützliche Informationen für die moderne Welt bieten. In vorangegangenen Studien untersuchten wir die Beschäftigungsmärkte im amerikanischen Gilded Age und beantworteten zwei Fragen von historischer Bedeutung, aber auch von großem Gewicht für das Verständnis der heutigen Gesellschaft (Naidu und Yuchtman 2016).

Erstens, wenn die Arbeitsmärkte zunehmend aussehen wie Lehrbuch-Modelle des laissez faire, zahlen sich dann Konflikte auf ihnen aus und muss sich damit auch die Verteilung der Einkommen zwangsläufig nach unten entwickeln? Und zweitens, welche Institutionen regeln und managen in Abwesenheit einer Arbeitsmarktgesetzgebung die Konflikte auf diesen Märkten?

Wenn man sich heute umsieht, so ist es offensichtlich, dass die Ungleichheit und die Konflikte über die Verteilung von Vermögen und Einkommen auch ein Jahrhundert nach dem ersten „Gilded Age“ weiterhin ausgeprägt bleiben.

Die Geschichte stellt nie eine perfekte Anleitung dar, aber das Ende des 19. Jahrhunderts legt nahe, dass heute neben den Märkten auch öffentliche Institutionen wieder eine größere Rolle bei der Zuteilung von Arbeit und der Bemessung der Verhandlungsmacht zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern und damit auch bei der Verteilung der Renditen in den Firmen spielen sollten.

Was zu ermitteln bleibt – und wofür zu kämpfen wäre – sind die Zuständigkeiten der verschiedenen Institutionen und wessen Interessen sie vertreten sollen. Unabhängig davon scheinen latent anhaltende Arbeitsmarkt-Konflikte offenbar ein wichtiges Merkmal des neuen „Vergoldeten Zeitalters“ zu sein.

(eigene Teilübersetzung eines Blogbeitrages der beiden Ökonomen Suresh Naidu und Noam Yuchtman)