Tour de France – heißer Auftakt auf Korsika

Na, da hatte ich mich am letzten Wochenende kaum mit dem Gedanken angefreundet, dass nun auch die Tour de France schon angefangen hat, da gab es bereits die erste faustdicke Überraschung:

Marcel Kittel siegt in Bastia

Marcel Kittel siegt in Bastia

In einer von Stürzen und einer absurden Panne eines Busses im Zielbereich geprägten Auftaktsetappe setze sich überraschend am Ende der Erfurter Sprinter Marcel Kittel durch und gewann damit gleichzeitig auch das gelbe Trikot. (siehe auch radsport-news.com: Kittel gewinnt chaotischen Tour-Auftakt)

Obwohl er dabei eine starke Leistung zeigte, profitierte Kittel natürlich auch von den Ausfällen seiner Konkurrenten Marc Cavendish (Sturz) und Andre Greipel (Defekt) sowie der hervorragenden Arbeit seiner Argos-Shimano-Mannschaft.

Vor allem Teamkollege John Degenkolb stellte sich voll in den Dienst des Sprinters und lieferte ihn kurz vor dem Ziel in idealer Position ab.

Damit haben Marcel Kittel und sein Rennstall die von der Teamleitung vorgegebenen Ziele (ein Etappensieg) für diese Tour bereits übererfüllt.
Ich gehe aber davon aus, dass Kittel und auch Degenkolb weiterhin vor Tatendrang sprühen und bei den noch folgenden Sprintankünften ein Wörtchen mitreden wollen.

Da Cavendish und Greipel nun bereits unter Zugzwang stehen, ist meiner Meinung nach für zusätzliche Spannung gesorgt, was der Tour letztlich nur gut tun kann.

Wer sind die Favoriten?

Wie immer, wenn die Tour de France durchs Land rollt, ist die erste Frage die nach den üblichen Verdächtigen.

Wer kann diesmal die Tour gewinnen?

Nach der Absage von Vorjahressieger Bradley Wiggins hat sich das Feld der möglichen Aspiranten schon etwas gelichtet.

Peloton der Tour de France

Topkandidat ist, da bin ich mit eigentlich allen einschlägigen Medien einig, der in Kenia geborene Brite Chris Froome.

Er war bereits im letzten Jahre als Zweiter nur durch die Stallorder gebremst worden und hat in diesem Jahr mit den Siegen bei der Tour de Romandie und zuletzt beim Criterium Dauphine sein Anwartschaft auf den Toursieg noch einmal eindrücklich untermauert.

Als hartnäckigster Konkurrent gilt eigentlich der Spanier Alberto Contador; der zweimalige Tour-Sieger hatte bei seiner Vorbereitung allerdings einen erheblichen Rückschlag erlitten, als er bei der Dauphine eine Menge Zeit auf Froome verlor.

Es bleibt daher abzuwarten, ob Contador in den nächsten Wochen seine Form wiederfinden und dem Sky-Kapitän tatsächlich gefährlich werden kann.

Außenseiterchancen sehe ich noch beim Australier Cadel Evans, der aber mit 36 Jahren seine besten Zeiten wohl doch schon hinter sich hat. Dieses Alter und seine Erfahrung sind allerdings auch seine größten Trümpfe, zumal er als Toursieger von 2011 weiß wie es geht.

Inwieweit der spanische Kletterer Alejandro Valverde und die amerikanische Hoffnung Tejay van Garderen in den Kampf um das gelbe Trikot eingreifen können, wird wohl am ehesten der Rennverlauf zeigen.

Die Franzosen setzen ihre Hoffnungen auf Jungstar Pierre Rolland, der 2011 die Etappe hinauf nach Alpe d’Huez gewinnen konnte.
Ich glaube allerdings nicht, dass er schon für mehr als den einen oder anderen Tageserfolg in den Bergen gut ist.

Und die Deutschen?

Von den deutschen Teilnehmern kann ich höchstens noch bei Altstar Andreas Klöden eine aber auch nur theoretische Chance auf den Tour-Sieg ausmachen.

Immerhin war er mit zwei zweiten Plätzen schon mal dicht dran. Doch diese Zeiten sind allerdings auch lange vorbei und „Hilde“, wie Klöden von seinen deutschen Kollegen immer gern genannt wird, hat eigentlich auch nie in seiner Karriere den absoluten Willen zum Erfolg erkennen lassen.

Warum sollte er also im Herbst seiner Karriere etwas anderes als den Edelhelfer für seinen Kapitän abgeben?