S04: Kontrollierte Defensive sichert Erfolg in Wolfsburg

Das ist schon beeindruckend: seit 10 Spielen ist der FC Schalke 04 nun wett- bewerbsübergreifend in Serie ungeschlagen. Acht Siege und zwei Remis, nur Tabellenführer RB Leipzig hat da momentan besseres zu bieten (Elf Begegnungen ohne Niederlage).

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Hatten gegen Schalke nichts zum Jubeln: Wolfsburger Fans in der VW-Arena

Diese neu gewonnene Stärke der Blau-Weißen bekamen am Samstag auch die Werkskicker vom VfL Wolfsburg schmerzhaft zu spüren. Denn das eigene Pressing der VW-Städter prallte wirkungslos an der deckungsgleichen Taktik der Schalker ab.

Über neunzig Minuten ließ die vielbeinige Gelsenkirchener Defensive nicht eine einzige Torchance von Mario Gomez und Co. zu. Gewohnt stark verteidigten Benni Höwedes, Naldo und Matija Nastasic in der Dreierkette, Sead Kolasinac und Dauerläufer Alessandro Schöpf hielten ihre Außenbahnen sauber, Nabil Bentaleb, Johannes Geis und Leon Goretzka interpretierten ihre Mittelfeldrollen vorwiegend rückwärtsorientiert.

Selbst die nominell als „Offensivkräfte“ auflaufenden Max Meyer und Eric Maxim Choupo-Moting erledigten zuallererst ihre destruktive Aufgabe gegen den Ball in den Wolfsburger Abwehrreihen.

Da auch die Wolfsburger von ihrem Neutrainer Valerien Ismael vor allem auf die Sicherung des eigenen Gehäuses eingestellt waren, entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein Spiel zweier sich hauptsächlich gegenseitig neutralisierender Mannschaften.

Schalkes Coach Markus Weinzierl machte nach dem Pausentee aber den Eindruck, dass er mit einem torlosen Remis in der VW-Konzern-Stadt nicht zufrieden sei. Er trieb seine Truppe zu mehr Offensive an und mit der Zeit spürte man, dass sein Konzept immer mehr aufging.

Denn die Blauen übernahmen nun beharrlich die Kontrolle über das Spiel und kamen jetzt auch zu hochkarätigen Torchancen. Allein die Chancenauswertung und Schiedsrichter Felix Zwayer (er gab einen klaren an Höwedes verschuldeten Elfmeter nicht) verhinderten die verdiente Führung. Nach 71 Minuten vergab der österreichische Nationalspieler Schöpf die bis dahin größte Möglichkeit der Schalker, als er frei vor dem VfL-Tor Keeper Benaglio nicht überwinden konnte.

Erst in der 82. Minute erlöste Leon Goretzka den Gelsenkirchener Anhang, als er den längst fälligen Siegtreffer für Blau-Weiß einnetzte. Es war der verdiente Lohn einer im Spielverlauf immer dominierender aufspielenden Weinzierl-Elf, der aufgrund dieser Überlegenheit eigentlich aber auch noch höher hätte ausfallen müssen.

Doch da mit Breel Embolo, Klaas-Jan Huntelaar und Franco Di Santo gleich drei Stürmer verletzt ausfielen, handelt es sich dabei um ein reines Luxusproblem. Solange andere Spieler in die Lücke springen und diesen Job übernehmen können, ist es völlig nebensächlich, wer letztlich die Tore erzielt. Hauptsache die Punkte sind auf dem Konto.

Beeindruckend fand ich dagegen die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang. Ich hatte den Eindruck, dass die Schalker immer stärker wurden, je länger das Spiel dauerte. Die Konzentration konnte bis zum Ende aufrecht erhalten werden und auch läuferisch gab es keinen Einbruch. Hier mal ein Extralob an das Trainerteam, denn in den vergangenen Jahren kannte man das überwiegend ganz anders.

War es unter dem Trainer Felix Magath noch üblich, dass die Mannschaft in der Schlussviertelstunde wenn nötig noch ordentlich Kohle auflegen konnte, so ließ diese Fähigkeit in den Spielzeiten danach oft sehr zu wünschen übrig. Markus Weinzierl dagegen scheint es geschafft zu haben, diesen Trend zu brechen.

So bleibt dann nach einer eher blassen ersten Hälfte immer noch genug „Saft im Tank“, um danach so richtig Gas geben zu können. Sehr außergewöhnlich, und wie gesagt seit langem schmerzlich vermisst. Dies ist aber nur eines der Details, die im Laufe der letzten Spiele den Grad der Veränderung anzeigen, mit dem sich Trainer und Team am eigenen Schopf aus dem tiefen Morast des missglückten Saisonstarts gezogen haben.

Der von mir immer wieder gern gelesene blau-weiße Taktikblogger Karsten Jahn hat übrigens den Wandel der Schalker Mannschaft in dieser ersten Phase der Saison noch sehr viel anschaulicher und sicherlich auch treffender analysiert als ich es je könnte. Besonders lesenswert!