L. A. Dodgers: Die rasche Erdung eines gehypten Phänomens

Baseball war nicht das Spiel eines jungen Mannes am Freitagabend auf dem Citi Field im New Yorker Stadtteil Queens.

Julio Urías on April 28, 2016
Julio Urias noch im Trikot der Oklahoma City Dodgers

In seinem Major-League-Debüt kam das 19-jährige Dodgers-Phänomen Julio Urias nicht über das dritte Inning hinweg. Doch ausgerechnet der 37-jährige Routinier Chase Utley brachte ein ohrenbetäubende Menschenmenge, die ihre Abneigung gegenüber dem jungen Neuling deutlich zu Ausdruck brachte, mit einem Double und 3 RBIs im letzten Spielabschnitt zum Schweigen.

Leider reichte das trotzdem nicht für einen Erfolg der Südkalifornier im Eröffnungsspiel der Serie bei den New York Mets, weil ein weiterer Veteran, der 35-jährige Curtis Granderson, mit einem Walk-off-Homerun den 6:5-Erfolg der Mets sicherstellte.

Urias‘ Debüt konnte zwar letztlich nicht mit dem Hype der letzten 24 Stunden vor der Begegnung mithalten, doch etwas Besseres als 36 Würfe im ersten Abschnitt und einen Start über lediglich 2 2/3 Innings hätten die Dodgers schon von ihrem Top-Talent erwarten können.

Dieser etwas holprige Beginn machte den Rest eines schwierigen Trips, drei Spiele bei den Mets, gefolgt von vier im Wrigley Field gegen die Chicago Cubs, nicht gerade einfacher. Der Bullpen musste 5 1/3 Innings Schwerstarbeit leisten (Chris Hatcher und Joe Blanton erlaubten dabei jeweils noch einen Homerun), doch trotzdem halfen Adam Liberatore, Kenley Jansen und Co. den Startern Kenta Maeda und Clayton Kershaw bis Sonntag zu zwei Siegen und damit zum Gewinn dieser Serie.

„Ich war sehr nervös“, gestand Urias nach seinem Debüt. „Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Als ich raus ging, fing ich an, an all das zu denken, was ich durchgemacht hatte, um bis hierin zu kommen. Doch als ich auf dem Hügel war, konnte ich mich etwas beruhigen, fühlte ich mich ein wenig komfortabler. Leider waren wir nicht in der Lage, die Ergebnisse zu erreichen, die wir uns vorgenommen hatten.“

Die Voraussetzungen für Urias hätte besser sein können. Ausgerechnet in seinem ersten Spiel traf er auf einen Gegner, der im letzten Jahr um die World Series mitgespielt hatte, eine Mannschaft, die genau wusste, wie man einen jungen Pitcher zu möglichst vielen Würfen bringen muss; und das alles auf der großen Bühne des „Big Apple“, vor einem Citi-Field-Publikum, welches neben seiner Abneigung für Chase Utley auch dem jungen Debütanten keinerlei Wohlwollen entgegenbrachte.

Mit einem 90-Pitch-Limit in die Partie gegangen, beendete Manager Dave Roberts den ersten Auftritt des jungen Linkshänders nach 81 Würfen im dritten Inning, nachdem Urias mit siebzehn extrem konzentrierten Mets-Battern konfrontiert worden war, von denen keiner auf den ersten Pitch schwang. Er ließ vier Walks zu bei einem Wild Pitch und drei Strikeouts, sein Fastball erreichte zwischen 90 und 95 Meilen pro Stunde.

„Es gab doch schon eine Menge Aufregung“, sagte Roberts. „Ich glaube trotzdem, dass er seine Fassung halten konnte, schließlich hatte er gute Würfe, sie [waren] an den Rändern [der Strikezone], der Schiedsrichter hätte da auch mal anders entscheiden können. Er warf nicht wild, nur fehlte seinem Fastball ein Tick mehr Kontrolle.“

Doch Urias musste feststellen, dass die Mets eine größere Herausforderung darstellten als die Hitter in der Triple-A. Zudem konnte man den Eindruck gewinnen, dass Home-Plate-Schiedsrichter Dan Bellino Urias eine kleinere Strikezone zugestand, als er sie zuletzt während der Serie über 27 Innings ohne Runs zu sehen bekam, die ihn schließlich in die Majors geführt hatte.

„Es gab einen großen Unterschied“, sagte Urias über die Qualität der Hitter. „Sie waren auf der Suche nach bestimmten Würfen, und manchmal habe ich versucht, sie zu täuschen, doch das funktionierte meistens nicht. Heute hat es leider nicht so gut geklappt, doch ich werde weiter versuchen, hart zu arbeiten, um bessere Ergebnisse zu erreichen.“

Urias war aber auch der Ansicht, dass er sich mehr an das Gute denn an das Schlechte erinnern werde: „Ich bin sehr glücklich“, so Urias. „Dies ist der beste Tag meines Lebens, wie er es für jeden Big-League-Player oder jeden Spieler sein sollte, der sein Debüt feiert. Obwohl es nicht so gut wie erwartet verlief, werde ich weiter an mir arbeiten und lernen, und ich danke Gott für die Gelegenheit, die er mir gab.“

So war er denn auch nicht wirklich enttäuscht, als der Club am Samstag mitteilte, dass Urias erst einmal wieder nach Oklahoma City zurückkehren würde. Manager Dave Roberts sagte, der 19-jährige Linkshänder werde nun zwei oder drei Starts in der Triple-A-Liga machen, „und dann werden wir sehen, was das Beste ist, wann er wieder für uns spielen soll – wie es für uns am günstigsten wäre und natürlich auch für ihn.“