Geht den Schalkern im Endspurt noch die Luft aus?

Die große Ernüchterung ist nun endgültig eingetreten rund um den Schalker Markt. Zwei Niederlagen in Stuttgart und gegen die Borussia aus Mönchengladbach haben den schon sicher geglaubten dritten Tabellenrang wieder in Gefahr gebracht.

Cannstatter Kurve 2013, Mercedes-Benz Arena Stuttgart

Nur noch drei Punkte beträgt jetzt der Vorsprung auf Bayer Leverkusen und vor den beiden abschließenden Begegnungen in Freiburg und gegen den 1. FC Nürnberg ist mal wieder Zittern angesagt in Gelsenkirchen.

Nach dem Erfolg gegen Eintracht Frankfurt hatte ich ja bereits meine Zweifel angemeldet und meine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass es mit einer solchen Spielweise nicht mehr allzu lange gut gehen könne.
Leider wurden meine Befürchtungen voll und ganz bestätigt. Die Art und Weise der Niederlagen hatte sich schon vorher angekündigt, und in den beiden letzten Begegnungen war das Glück des FC Schalke wohl endgültig aufgebraucht.

Schon in Stuttgart konnte man den Blau-Weißen den Kräfte-Verschleiß der letzten Wochen von Beginn an anmerken. Gelang es noch, anfangs zumindest eine optische Überlegenheit herauszuspielen, so fehlten verwertbare Torchancen dagegen nahezu völlig.

Mit der Zeit entglitt den Schalkern das Spiel dann zusehends, und vermeidbare Fehler sorgten für die Stuttgarter Führung. Auch beim 2:0 griff die Abwehr nicht richtig ein, allen voran der rechte Verteidiger Tim Hoogland, der bei den Schwaben einen rabenschwarzen Tag erwischte und auch am ersten Treffer nicht schuldlos war.

Aber selbst der bis dahin nahezu fehlerfreie Ralf Fährmann patzte beim 1:0 der Stuttgarter, und erst nach dem dritten Treffer der Schwaben erwachten die Schalker aus ihrer Erstarrung.
Positiv bleibt immerhin anzumerken, dass die Mannschaft von Trainer Jens Keller nach dem Anschlusstor noch so etwas wie Leben zeigte. Wäre dem zweiten Tor von Adam Szalai nicht die Anerkennung verweigert worden, so hätte sich womöglich in der Schlußphase noch ein ganz anderes Spiel entwicklen können.

So blieb allerdings nur das etwas schale Gefühl zurück, dass mit ein wenig mehr Einsatz vielleicht doch mehr erreichbar gewesen wäre.

Ähnlich wie die Begegnung in Stuttgart begann auch das Heimspiel gegen die Fohlen-Elf aus Gladbach.
Immerhin reichte es diesmal für einige Torschüsse, doch trotz einer leichten optischen Überlegenheit in der Anfangsphase bekamen auch diesmal die Schalker den Gegner nicht richtig in Griff.

Die Gladbacher blieben dagegen immer wieder durch Konter gefährlich und Keeper Fährmann musste Kopf und Kragen riskieren, um eine frühe Führung der Borussia zu verhindern.

Trotzdem war es besonders ärgerlich, dass das 0:1 dann eher durch Zufall denn nach einer gelungenen Aktion fiel. Nach einer Unaufmerksamkeit von Julian Draxler kam Herrmann frei zum Schuß und ließ sich diese einmalige Chance nicht entgehen.

Zwar versuchten die Schalker in der zweiten Halbzeit noch einmal alles und stemmten sich gegen die drohende Niederlage, doch geschah dies mit einer schon erschreckend zu nennenden Einfalls- und Ideenlosigkeit.

Sicherlich kann man nun wieder die nicht enden wollende Verletzten-Liste anführen, in die sich neben Jefferson Farfan ausgerechnet auch noch Klaas-Jan Huntelaar mit einer Mandelentzündung einreihte. Klar ist natürlich, dass sich dadurch die Anzahl der möglichen Alternativen, die Jens Keller für formschwache Akteure noch in die Schlacht hätte werfen können, erhblich reduzierte.

Das ist alles natürlich richtig und es erklärt wohl auch die Tatsache, dass mittlerweile einige Akteure buchstäblich auf dem Zahnfleisch gehen und ihnen dringend notwendige Pausen nicht gewährt werden können.

Doch kann das alles erklären? Warum plötzlich so gut wie nichts mehr zusammenläuft? Warum die Mannschaft nicht mehr in der Lage ist, spielerische Dominanz auf den Platz zu bekommen? Warum auch die erfahrenen Spieler anscheinend immer ratloser werden?

Offensichtlich wissen da auch Coach Jens Keller und sein Trainer-Team nicht mehr wirklich weiter. Außer der Feststellung, dass da bei dem ein oder anderen Spieler etwas „die Frische fehlte“, verstieg sich Keller in Einzelkritik. Besser wäre es wohl gewesen, sich vor die Mannschaft zu stellen.

Verloren haben sie letztlich alle zusammen und positiv herauszustellen war eigentlich auch wirklich keiner.
Man kann jetzt natürlich viel kritisieren und sich dabei auch einzelne Akteure heruaspicken, da es aber wohl auch bis zum nächsten Wochenende keine großartigen Alternativen geben wird, ist jetzt eher mentale Aufbauarbeit angesagt.

Denn wirklich entschieden ist tatsächlich noch gar nichts. Die Schalker haben es weiterhin selbst in der Hand, die nötigen Punkte für die direkte Champions-League-Qualifikation zu holen.

Das muss logischerweise das Ziel in den beiden noch verbleibenden Spielen sein und dafür haben sich alle zusammenzuraufen. Nur mit einem kompakten, selbstbewussten Auftreten wird dies möglich sein. Also sollte man nun auf Einzelkritik (sei es am Trainer oder gewissen Spielern) weitestgehend verzichten und den angeschlagenen Mannschaftsgeist wieder aufrichten.

Da will ich hier dann auch mal mit gutem Beispiel vorausgehen und meine Schelte an Coach, Profis und Vorstand erst einmal zurückstellen. Nach der Saison wird noch genügend Zeit sein, kritisch zu urteilen.