Eine Saisonbilanz der Schalker Knappen 2012/2013

Nun ist sie also schon drei Wochen Geschichte, die Saison 2012/2013 der Fußball-Bundesliga.
Zeit also, einmal Bilanz zu ziehen über diese Spielzeit aus Schalker Sicht.

FC Schalke 04

Was natürlich nicht so einfach ist, liegt doch eine Saison hinter uns, die man zurecht als turbulent bezeichnen kann.

Begonnen hatte sie ja noch durchaus vielversprechend, nach dem Unentschieden bei Hannover 96 folgten durchaus ansehnliche Spiele und überzeugende Siege (mit der Ausnahme der 0:2-Heimniederlage gegen den späteren Meister Bayern München).

Höhepunkte dieser erfreulichen Entwicklung waren die verdienten und mit starker Leistung erspielten Erfolge beim Ruhrpott-Derby in Dortmund und in der Champions-League beim FC Arsenal in London.

Nach hoffnungsvollem Beginn kam der Einbruch

Einen ersten Bruch stellte die 2:3-Auswärtsniederlage in Hoffenheim dar, wo trotz drückender Überlegenheit drei Torchancen für die Hausherren für den Erfolg ausreichten.
Nach dem Heimsieg gegen Bremen folgten in der Bundesliga sieben Spiele ohne Sieg, unterbrochen nur von dem doch eher mühseligen 1:0-Heimerfolg über Olympiakos Piräus, der zumindest das Überwintern in der Champions League ermöglichte.

Trauriger Höhepunkt war dabei die 1:3-Heimniederlage gegen Freiburg, bei der klar ersichtlich wurde, dass die Mannschaft trotz einer Führung beim ersten Gegentor förmlich auseinanderfiel.
Da bereits beim 0:2 in Leverkusen erste Differenzen zwischen Trainer Huub Stevens und einigen Spielern offen zu tage traten, sah sich die Führungsspitze des Vereins um Clemens Tönnies und Manager Heldt noch vor der Winterpause zum Handeln gezwungen.

Huub Stevens wurde von der Verantwortung für die Profimannschaft, die er anscheinend nicht mehr erreichen konnte, befreit und der bisherige Jugendtrainer Jens Keller bis zum Saisonende auf den Chefsessel befördert.

Mit neuem Trainer in die Rückrunde

Allerdings hatte auch Keller einen eher holprigen Start. Einer vielkritisierten 0:5-Testspielniederlage in Doha folgte ein fulminanter Start in die Rückrunde mit einem 5:4 gegen Hannover, bei dem die vielen Tore eine teilweise völlig indiskutable Abwehrleistung aber nicht verdecken konnten.

Einen weiteren Tiefpunkt stellte dann die Heimniederlage gegen das Schlusslicht Greuther Fürth dar, daran konnte auch ein sehenswertes Tor von Winter-Neuzugang Michel Bastos nichts ändern.

Den Rest der Rückrunde ging es dann auf und ab: Zwischen schlechten Spielen wie dem 0:4 gegen Bayern und dem unglücklichen, aber auch selbstverschuldeten Scheitern in der Champions League an Galatasaray Istanbul gab es auch immer wieder ansprechende Leistungen wie der zweite Derby-Sieg der Saison oder den 4:1-Auswärtserfolg in Wolfsburg.

Eine erneut unterirdische Leistung im letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart vertagte dann die Entscheidung um die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League bis zur letzten Begegnung beim SC Freiburg, mit dem bekannten Ausgang.

FC Schalke 04

Was aber waren die Gründe für diese so wechselhafte Saison, die nach einem richtig guten Start Trainer Stevens noch vor der Winterpause das Amt kostete und auch seinen Nachfolger Jens Keller zwischenzeitlich recht ratlos aussehen ließ?

Gründe für die unerklärlichen Leistungsschwankungen?

Nun, zuallererst muss da auch die Schalker Verletztenmisere betrachtet werden, die in dieser Spielzeit doch zeitweilig sehr eklatant war. Symptomatisch waren da vor allem die Ausfälle von Ibrahim Afellay und Kyriakos Papadoupolos, die beiden einen Großteil der Saison ausfielen. Gerade bei Afellay, der Leihgabe des FC Barcelona, war das besonders einschneidend, weil er sich nach mäßigem Beginn in den letzten Spielen vor seiner Verletzung (im Derby beim BVB und gegen Arsenal) als einer der besten Akteure ausgezeichnet hatte.
Auch Papadoupolos wurde schmerzlich vor allem in der Phase vor dem Ende der Hinrunde vermisst, als Joel Matip eine Reihe von schwachen Vorstellungen in der Innenverteidigung ablieferte.
Ebenso machten sich im Saisonverlauf die zeitweiligen Ausfälle von Klaas Jan Huntelaar und Jefferson Farfan extrem negativ bemerkbar.

Besonders rätselhaft aber bleibt wohl weiterhin die Leistungskurve von Neuzugang Roman Neustädter, dessen überragende Form in den ersten Spielen völlig zurecht mit einer Nominierung für die Nationalmannschaft belohnt wurde.
Auch in der letzten Saison gehörte er bei Borussia Mönchengladbach zu den wichtigsten Akteuren und war an dem Höhenflug der Favre-Mannschaft entscheidend beteiligt.
Was aber dann mit Neustädter passiert ist, lässt sich eigentlich nicht wirklich erklären. Plötzlich wirkte der defensive Mittelfeldspieler verunsichert, sein zuverlässiges Stellungs- und Kurzpassspiel, das ihn bis dahin so ausgezeichnet hatte, funktionierte auf einmal gar nicht mehr.
So leitete er mit einem katastrophalen Fehlpass die entscheidende Niederlage in der Champions League gegen Galatasaray ein und wurde daraufhin von Trainer Keller in Nürnberg auf die Bank gesetzt.
Obwohl er sich im letzten Saisondrittel wieder etwas fangen konnte, erreichte er seine Leistungen aus den ersten Begegnungen nicht mehr.

Auffallend war vor allem aber auch, dass die verletzungs- und formbedingten Ausfälle von Leistungsträgern nur selten adäquat von Spielern aus der zweiten Reihe ersetzt werden konnten. Einzige Ausnahme bildete da Torwart Timo Hildebrand, der den verunsicherten Lars Unnerstall sehr zuverlässig vertrat und zum Stammkeeper avancierte.
Andere Akteure wie Chinedu Obasi, Tranquillo Barnetta oder auch Ciprian Marica konnten die sich ihnen bietenden Chancen nie nutzen, sie boten sich viel zu selten als echte Alternativen an.

Über die möglichen Auswirkungen dieser Erkenntnisse auf die weitere Transferpolitik des FC Schalke in der Sommerpause werde ich in weiteren Blogbeiträgen noch genauer eingehen.

Bleibt zu hoffen, dass den Knappen und ihren Fans in der nächsten Spielzeit ein ähnliches Auf und Ab erspart bleibt und die Mannschaft sich mit ordentlichen Vorstellungen wieder etwas gefestigter zeigen kann.