Die Tour de Allemagne – ein Rückblick

So, das war sie also, die Tour de France 2013.

Kittel siegt vor Greipel

Marcel Kittel gewinnt die erste und letzte Etappe dieser Tour

In einem stimmungsvollen Finale zu ungewöhnlicher Uhrzeit erreichte das Peloton nach drei Wochen endlich den Champs Elysees in Paris.
(die Organisatoren ließen die letzte Etappe erstmals abends gegen halb Zehn enden, zuvor überquerte das Peloton den Schlussstrich der Tour immer am späten Nachmittag)

Noch einmal gab es ein richtig spannendes Sprint-Finale, bei dem Marcel Kittel vom Argos-Shimano-Team vielleicht doch etwas überraschend vor seinem Landsmann Andre Greipel und dem Briten Mark Cavendish seinen insgesamt vierten Etappensieg bei dieser Tour einfuhr.
Gleichzeitig beendete er damit Cavendishs Siegesserie auf der letzten Etappe der Tour, die der Brite in den letzten vier Jahren jeweils für sich entscheiden konnte.

Für mich ist Marcel Kittel damit die eigentliche Sensation dieser Tour, denn mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht mit einer solch starken Vorstellung und gleich vier Siegen. Sicherlich hatte ich ihn bei den Sprints vorne mit dabei gesehen, doch eigentlich war doch Mark Cavendish als Favorit für die schnellen Ankünfte bei dieser Frankreich-Rundfahrt gestartet.

Mit den beiden Erfolgen von Andre Greipel und Tony Martin kamen die Deutschen auf insgesamt sechs Etappensiege und stellten damit den Rekord von 1977 ein, als Didi Thurau und Klaus-Peter Thaler auch diese Anzahl an Siegen erzielten.

Die Tour 2013 endet in wie immer in Paris

Eine beeindruckende Leistung der Sportler des BDR, die nur leider fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, da ja ARD und ZDF nicht über die Tour berichteten.

So bekamen auch viele das letzte Hurra des Berliners Jens Voigt bei seiner 16. und wohl definitiv letzten Tour nicht mehr mit. In seiner bekannten und im Peloton auch lange gefürchteten Art hatte er auf der letzten Bergetappe hinauf nach Annecy Semnoz noch einmal die Initiative ergriffen und auf Attacke geschaltet.

„Chapeau“ kann ich da nur sagen, wenn jemand mit 41 Jahren noch in der Lage ist, einen solchen Radau zu veranstalten.
Da geht mir dann der von Stuart O’Grady formulierte Satz „Wenn Voigt geht, ist es so, als wenn eine Boeing startet“ nicht mehr aus dem Sinn.

Das es am Ende nicht für den Etappensieg reichte, war zwar vorherzusehen, hinderte Voigt aber nicht daran, dieser „Tour der Deutschen“ sein ganz eigenes Ausrufezeichen zu verpassen.

Danke, Jens Voigt, für lange Jahre mit von Dir geprägtem Radsport:
Attacke, wann immer möglich und erlaubt, Selbstaufgabe, wenn es für das Team erforderlich war.
Trotz aller Dopingverdächtigungen hat es immer Spaß gemacht, Dir dabei zuzuschauen.

Chris Froomes Erfolg von Dauer?

Wie letztlich nicht anders als erwartet stand der Brite Chris Froome am Ende der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt ganz oben auf dem Podium.

Podium der Tour 2013

Wird aber Froomes Toursieg auf Dauer Bestand haben?

Nun, im Moment spricht trotz der immer wieder von verschiedenen Seiten geäußerten Doping-Verdächtigungen (noch) nichts dagegen. Denn diese Vermutungen sind bisher eben auch nur das, was sie sind: Vermutungen…

Inwieweit die aufgetretenen Schwächen der Sky-Mannschaft und auch von Froome selber nun Indizien für oder gegen einen dauerhaften Medikamente-Mißbrauch sind, wird wohl noch länger Gegenstand einiger Diskussionen bleiben.
Weiterbringen wird uns das aber momentan kaum.

Es gibt nun mal bisher keine positiven Befunde und auch sonst keine handfesten Beweise dafür, dass das Sky-Team und sein Kapitän diesen Erfolg mit etwas anderem als erlaubten Mitteln eingefahren haben.

Doch was heißt das schon?
Es hat in der näheren Vergangenheit den einen oder anderen Fall gegeben, dem Doping auch erst Monate nach der Rundfahrt nachgewiesen werden konnte.

Zur Zeit bleibt mir (und vielen anderen Fans) halt nur, den Versicherungen der Mannschaftsleitung und der Sportler zu glauben und (auch im Interesse des Radsports) darauf zu hoffen, nicht wieder im Nachhinein enttäuscht zu werden.

Der letztendliche Sieger einer Tour wird heute eben erst Monate nach der Rundfahrt oder aber auch gar nicht (siehe Causa Armstrong und die Aberkennung seiner Erfolge) ermittelt.

Das ist wohl die Crux des modernen Radsports…