Die Bedeutung der Institutionen – hier: Nord- und Südkorea

In diesem Video diskutieren wir ein für das Verständnis des Wirtschaftswachstums entscheidendes Thema: die Macht der Institutionen.

Um das besser zu verstehen, schauen wir uns ein tragisches und extremes Beispiel an: im Jahr 1945 wurden Nord- und Südkorea geteilt, womit 35 Jahre japanischer Kolonial-herrschaft über die koreanische Halbinsel beendet wurden. Von da an gingen die beiden Koreas ganz andere Wege. Nordkorea beschritt den Pfad des Kommunismus, und Südkorea wählte eine relativ kapitalistische, freie Marktwirtschaft.

Nun – was waren die Ergebnisse dieser Entscheidungen?

In den folgenden Jahrzehnten nach 1945 wurde Südkorea zu einem bedeutenden Auto-produzenten und -exporteur. Das Land entwickelte sich zudem auch zu einem Zentrum der Musik (alle K-Pop-Fans da draußen?), des Films und allgemein für Konsumgüter. Im krassen Gegensatz dazu führte der totalitäre Weg Nordkoreas zu Knappheit und Hungersnöten für seine Bevölkerung.

Am Ende wurde Südkorea zu einer florierenden Marktwirtschaft mit dem Lebensstandard eines weiter entwickelten Landes. Nordkorea dagegen geriet im Wesentlichen zu einem militarisierten Staat, in dem die Menschen in Angst lebten.

Warum so eine extreme Divergenz? Es kommt halt vor allem auf die Institutionen an.

Wenn Ökonomen über Institutionen sprechen, meinen sie Gesetze und Vorschriften wie Eigentumsrechte, verlässliche Gerichte und politische Stabilität. Zu den Institutionen gehören auch kulturelle Normen wie Ehrlichkeit, Vertrauen und Kooperation.

Um es anders auszudrücken: Die Institutionen lenken die Entscheidungen eines Landes – welche Wege sollen verfolgt werden, welche Maßnahmen sind zu ergreifen, welche zu hören und welche zu ignorieren. Noch wichtiger ist aber, dass Institutionen die Anreize definieren, die unser gesamtes Leben betreffen.

Zurück zu unserem Beispiel, in den Jahren nach 1945 schlugen Nord- und Südkorea dramatisch unterschiedliche institutionelle Wege ein.

In Südkorea förderten die Institutionen des Kapitalismus und der Demokratie Kooperation und ehrlichen Handel. Die Menschen wurden angeregt, Waren und Dienstleistungen zu produzieren, um die Nachfrage des Marktes zu befriedigen. Unternehmen, die die Nachfrage nicht erfüllten, durften bankrott gehen, was eine Umschichtung von Kapital in wertvollere Nutzungen ermöglichte.

Vor diesem Hintergrund haben die nordkoreanischen Institutionen sehr unterschiedliche Anreize gesetzt. Das totalitäre Regime bedeutete, dass die Wirtschaft zentral geplant und geleitet wurde. Die meisten Unternehmer hatten nicht die Freiheit, ihre eigenen Gewinne zu behalten, was zu geringeren Anreizen führte, selbst Geschäfte zu machen. Die Landwirte erhielten auch nicht ausreichende Anreize, um genügend Nahrung zu erzeugen, um damit die gesamte Bevölkerung zu ernähren. Dies ließ sich teilweise auf Preiskontrollen und einen Mangel an Eigentumsrechten zurückzuführen.

Was das Kapital betrifft, wurde es vom Staat hauptsächlich für politische und militärische Zwecke zugewiesen. Anstatt sich in Richtung Wissenschaft, Bildung oder industriellen Aufstieg zu entwickeln, bevorzugte Nordkoreas Kapital hauptsächlich die Aufrüstung seiner Armee und sorgte somit dafür, dass die Regierungspartei ohne echte Opposition blieb.

Und heute, schauen Sie sich an, wie unterschiedlich die beiden Länder durch diese andersartigen Institutionen geworden sind. Wenn es um wirtschaftliches Wachstum geht, bleiben Institutionen daher von entscheidender Bedeutung. Die Institutionen eines Landes können enorme Auswirkungen auf langfristigen Fortschritt und Wohlstand haben. Gute Institutionen können dazu beitragen, ein Land zu einem Wirtschaftswunder zu machen. Schlechte Institutionen können ein Land zum ökonomischen Desaster verurteilen.

Der entscheidende Punkt bleibt: Institutionen sind eminent wichtig.

Sie repräsentieren die Entscheidungen, die ein Land trifft, und wie die koreanische Halbinsel Ihnen zeigt, können Entscheidungen in dieser Größenordnung erstaunliche Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft einer Nation haben.

(Eigene Übersetzung eines Lehrbeitrages des amerikanischen Ökonomen Tyler Cowen)