Die Austeritätspolitik in den Vereinigten Staaten verursachte in den 1970er Jahren eine „Stagflation“ und würde dies auch heute wieder tun

In der aktuellen Debatte unter Ökonomen und Politikern in den Vereinigten Staaten über die Ursachen der Inflation ist eine der hartnäckigsten und am tiefsten verwurzelten Fragen, ob die heutige Runde der Preiserhöhungen grundsätzlich „makroökonomisch“ bedingt ist.

Dies würde bedeuten, dass sie hauptsächlich deshalb stattfindet, weil es einen allgemeinen Überschuss an Nachfrage gegenüber dem Angebot gibt.

Trotz der Feststellungen sowohl von Journalisten als auch des Weißen Hauses, dass anschwellende Industriegewinne und pandemiebedingte Engpässe in vielen Branchen die Hauptkräfte hinter dem jüngsten Preisanstieg sind, gibt es ein bemerkenswertes Beharren hochrangiger Beamter beider politischer Parteien, dass allgemeine fiskalische Zurück-haltung das Stabilisierungsinstrument der Wahl sein sollte.

„Letztendlich ist die Inflation ein makroökonomisches Problem“, so Jason Furman, der ehemalige Chef des Council of Economic Advisers von Präsident Barack Obama im Wall Street Journal. Er führt steigende Preise auf die „übergroßen und schlecht gestalteten“ Coronavirus-Rettungspakete von Dezember 2020 und März 2021 zurück.

In der Washington Post beschreibt der ehemalige US-Finanzminister der Clinton-Regierung Larry Summers den gegenwärtigen Moment als einen einer „überhitzten Wirtschaft“, der durch „viel zu viele fiskalische Anreize und eine zu lockere Geldpolitik“ verursacht werde.

Der republikanische Senator Pat Toomey, ranghohes Mitglied des Bankenausschusses des Senats, wiederholt diese Interpretation. „Die extrem linke Politik der Demokraten im Kongress trägt zu den Preiserhöhungen bei, die die Brieftaschen der Amerikaner belasten,“ sagte er Ende November.

Die Demokraten, so fuhr er fort, „drängen auf einen rücksichtslosen Steuer- und Ausgabenplan in Höhe von mehreren Millarden Dollar, der zu mehr Inflation beitragen und unserer Wirtschaft schaden wird“.

Über das gesamte ideologische Spektrum hinweg wiederholen einflussreiche Stimmen heute die Beschwerde, die während des Kalten Krieges am häufigsten unter Südstaatendemokraten, Kleinunternehmern im Mittleren Westen und Abweichlern der Republikanischen Partei zu hören war: Anhaltende nicht-verteidigungsbezogene Staatsausgaben und niedrige Zinssätze erhöhen den Inflationsdruck, was wiederum die US-Wirtschaft und -Gesellschaft destabilisiert.

Wie der verstorbene Senator von Arizona und Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei, Barry Goldwater, in den späten 1960er Jahren klagte: „Der wesentliche Grund für die Inflation, die wir momentan erleben, sind die Staatsausgaben.“ Als der Hollywood-Schauspieler Ronald Reagan 1966 seine Rede im kalifornischen Gouverneurswahlkampf vorbereitete, sagte er dasselbe: „Die wahre Ursache der Inflation sind die Staatsausgaben.“

In dem Maße, in dem diese konventionelle Weisheit über die Inflation im historischen Wissen verwurzelt ist, ist sie die latente Erinnerung an diese konservative Diagnose der vorherigen schweren Inflationswelle, die mit der Eskalation des Vietnamkrieges 1965 begann und sich durch die beiden importgetriebenen Ölpreisspitzen in den Jahren 1974 und 1979 ausdehnte.

Diese Ansicht besagt, dass die lange Periode steigender Preise in den 1960er und 1970er Jahren grundsätzlich ein Fehler in der „indirekten“ makroökonomischen Steuerung der Fiskal- und Geldpolitik war, was bedeutet, dass es zu viele Staatsausgaben gab und die Kreditkosten aufgrund der laxen Geldpolitik zu niedrig waren.

Die Antwort ist also, dass die Finanzpolitik der US-Regierung die Ausgaben für physische und soziale Infrastruktur inmitten der anhaltenden Coronavirus-Pandemie weiterhin unterstützt. Diese Politik wird ein hohes Nachfrageniveau in der US-Wirtschaft aufrechterhalten, um die Marktkräfte zu fördern, und sollte durch Pläne zur Vorbereitung auf das Scheitern der Märkte ergänzt werden.

Für diejenigen, die glauben, dass die Nation die sich ändernden Anforderungen einer egalitäreren Gesellschaft erfüllen kann, ist die Aufrechterhaltung eines hohen Niveaus der Staatsausgaben eine unverzichtbare Bedingung.

Sollte jedoch die Vorstellung bestehen bleiben, dass die Inflation im Wesentlichen ein makroökonomisches Problem ist, das die makroökonomische Lösung reduzierter Ausgaben durch Zinserhöhungen und Kürzungen der öffentlichen Haushalte rechtfertigt, dann wird diese notwendige Nachfrage den Produzenten nicht zur Verfügung stehen.

Ohne sie wird die Vision, die US-Wirtschaft neu zu gestalten nirgendwo hinführen, weder wirtschaftlich noch politisch.

(Im Original weiter unter equitablegrowth.org)