Ein paar Gedanken zum Houston Astros Cheating-Skandal

Im Laufe der Zeit werden immer mehr Fakten über die Houston Astros und ihren angeblichen fortgeschrittenen Diebstahl von Zeichen in der regulären Saison 2017, in den Playoffs und später bekannt – etwas, das auch viele Fans der Dodgers genau beobachten.

Mike Fiers in 2017 (35907793242)
Pitcher Mike Fiers, der den Skandal ins Rollen brachte, 2017 im Dugout der Astros

Als die Nachricht bekannt wurde, war es noch vage wie die Astros dieses Kunststück vollbracht haben. Viele Teams hatten ihnen vorgeworfen Zeichen gestohlen zu haben, waren sich aber nicht sicher, wie es gemacht wurde. Einige Spieler beklagten sich über Pfeifen oder Knallgeräusche während der At Bats der Astros.

Nun sind einige Beweise oder zumindest starke Annahmen darüber bekannt geworden, wie Houston dies erreicht hatte. Einige sind der Ansicht, die Astros hätten einen Live-Feed des Spiels erhalten, die Zeichen formenden Finger des Catchers vergrößert und dann angeblich von einem Bullpen-Catcher, der Signale aus dem Outfield-Bullpen gab, an die Batter weitergeleitet.

Andere vermuteten ein ähnliches Szenario, bei dem aber die Zeichen an jemanden im Dugout weitergegeben wurden, der dann mit einem Geräusch oder Pfeifen signalisierte wie der nächste Pitch aussehen würde.

Einige Videos haben auch den Eindruck erweckt, dass sich eine Person im Tunnel zur Spielerbank befand, die den Live-Feed analysierte und dann Signale weiterleitete, indem sie auf etwas wie einen Mülleimer schlug.

In den letzten Tagen gab es sogar einige Spekulationen darüber, ob Ohrstöpsel und Summertöne an den Schlaghandschuhen der Spieler für diesen Plan verwendet wurden. Dies erscheint allerdings als zu krass und zu leicht für die MLB zu entdecken, doch muss man inzwischen auch davon ausgehen, dass an diesem Punkt nichts mehr außerhalb des Bereichs des Möglichen liegt.

Darüber kann man natürlich denken was man will. Dies ist ein Yankees-Fan, der ver-ständlicherweise einige Probleme mit dem Astros hatte. Houston eliminierte die Yankees in sieben Spielen in der ALCS 2017, bevor sie bekanntlich auch die Dodgers in der World Series in sieben Begegnungen besiegten.

Doch dieser Twitter-Account hat eine Menge Hausaufgaben gemacht, indem er sich sogar die eigene World Series-DVD 2017 der Astros angesehen und die Beweise in dem oben verlinkten Tweet gefunden hat.

Astros-Fans wiesen natürlich alle diese Anschuldigungen als falsch zurück und beschimpften die Spieler, die den Skandal öffentlich gemacht hatten als unzufriedene ehemalige Akteure der Astros, und redeten sich ansonsten mit dem üblichen „Das macht doch jeder“ -Spruch heraus.

Es mag sein, dass alle MLB-Teams versuchen, sich durch die traditionelle Form des Diebstahls von Zeichen einen Vorsprung zu verschaffen, etwa wenn ein Läufer auf der zweiten Base versucht die Zeichen des Catchers zu entschlüsseln. Das ist nicht gegen die Regeln und eigentlich schon immer üblich. Diese Behauptungen aber gehen, falls zutreffend, weit über das gerade noch Erlaubte hinaus.

Dazu haben sich abgesehen von den Akteuren, die diese Probleme ursprünglich ans Licht gebracht haben noch nicht viele MLB-Spieler geäußert.

Kenley Jansen hat dies jedoch kürzlich kommentiert:

Die Teams versuchen natürlich alles. Ich habe es schon vor einiger Zeit gesagt: Es ist an der Zeit, dass die Major League Baseball diesen Teil kontrolliert und die Finger des Catchers für die Fans unsichtbar macht. Wenn sie herausfinden, dass einige Teams betrogen haben müssen sie eine hohe Geldstrafe zahlen oder jemand wird für immer gesperrt oder verliert seinen Job und kann nicht mehr an dieser Sportart teilnehmen.

Wenn jemand das Spiel im Fernsehen sieht wird sich kein Fan Gedanken darüber machen welches Zeichen angezeigt. Machen sie es unkenntlich, niemand wird es mehr sehen und wir reden nicht mehr darüber.

Kenley hat ebenso wie Clayton Kershaw durchaus Grund zu der Klage, dass seine Karriere dadurch für immer verändert wird. Bei vier Einsätzen in Los Angeles während der World Series warf Jansen sechs Innings mit nur einem Run, drei Hits, einem Walk und sechs Strikeouts. Bei zwei Auftritten in Houston warf er zwei Innings mit zwei Earned Runs, darunter einem Homerun und einem Walk-Off-Single. Natürlich war Kenley nicht immer perfekt, doch das Was-wäre-wenn wird wohl für immer bleiben.

Am auffälligsten erscheint aber die momentane Sprachlosigkeit der Houston-Organisation. Man kann zwar davon ausgehen, dass sie alle von Anwälten angewiesen wurden nichts öffentlich zu sagen, doch wie in der aktuellen Politik möchte man doch entsprechende Informationen so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit bringen wenn man denn wirklich unschuldig ist.

Vor einer Woche war es noch zweifelhaft, ob eine wirkliche Strafe gegen den Astros verhängt werden würde. Doch MLB-Commissioner Rob Manfred äußerte einige Gedanken dazu. Während des Wintertreffens sagte Manfred, er gehe nicht davon aus, dass sich die Untersuchung über die Astros hinaus auf andere Teams erstrecken würde, und dass die zu ergreifenden Maßnahmen zu den härtesten überhaupt zählen würden.

In seinem Schlussstatement an die Club-Eigentümer legte Manfred noch einmal nach:

Alle 30 Vereine haben erkannt, dass die Integrität des Wettbewerbs auf dem Spielfeld für unser tägliches Handeln von entscheidender Bedeutung ist. Und ich denke, dass es branchenweit breite Unterstützung für die Idee gibt bei einem Problem in diesem Bereich es harte und ernsthafte Disziplinarmaßnahmen geben sollte, die Menschen davon abhalten sich auf diese Art von Verhalten einzulassen.

Er fuhr fort, seine Überlegungen zu erläutern und mitzuteilen, dass nicht nur die Saison 2017 im Fokus stehen würde, sondern auch die letzten beiden Spielzeiten.

Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir die Astros-Situation so gründlich wie möglich untersuchen werden.

Diese Untersuchung wird nicht nur das umfassen, was wir über 2017 wissen, sondern auch 2018 und 2019. Wir sprechen mit Menschen aus der ganzen Branche: Mitarbeitern und Wettbewerbern. Soweit wir andere Hinweise finden, folgen wir diesen Hinweisen.

Es wird sehr interessant zu beobachten sein wie weit die Bestrafungen reichen, da Carlos Beltran und Alex Cora, die als die Vordenker des gesamten Programms galten derzeit beide Manager anderer Major-League-Teams sind.

Unabhängig vom Ergebnis der Untersuchung wird sie für Dodgers-Fans niemals ausreichen. Sie wird Andre Ethier keinen World-Series-Ring geben und auch nicht dazu beitragen, Kershaws Playoff-Statistiken und seine Reputation zu verbessern. Sie wird den Yankee-Fans nicht helfen, die 2017 auch bei der World Series oder einer beliebigen Anzahl von Spielen davor großartige Erfolge erwartet hatten. Und dieses „Was wäre wenn“ ist dadurch noch schlimmer als die normale Annahme, was hätte sein können, und dadurch wahrscheinlich die größte Travestie von allem. Es ist eine Sache zu verlieren. Es ist aber eine ganz andere Sache zu wissen, dass es möglicherweise ganz anders gekommen wäre.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des LA Think Blue Planning Committee)