Manager Dave Roberts saß noch lange nach der 4:5-Niederlage am letzten Donnerstag gegen die Phillies hinter dem Schreibtisch in seinem Büro im Citizens Bank Park und brütete über einigen Unterlagen.
Dodgers-„Skipper“ Dave Roberts während der Winter-Meetings 2015
Roberts arbeitete bereits daran, spielfreie Tage in Los Angeles‘ vorläufigem 2017er Zeitplan umzusetzen. Außerdem lagen dort einige blaue Lineup-Karten mit vielen Namen darauf für die Serie am vergangenen Wochenende in Cincinnati.
„Ich mag es, immer etwas vorauszudenken“, so der Manager-Neuling. Im Geiste plante er dabei schon seine Starting Rotation für Ende September: Clayton Kershaw, Rich Hill, Scott Kazmir, Kenta Maeda und entweder Bud Norris oder Brandon McCarthy.
Die Dodgers sind eigentlich auch im Moment noch gut aufgestellt. Sie befinden sich wieder im Rennen um den „Pennant“ in der National League West, doch es müssen noch eine Menge Dinge geschehen, bevor diese Wunsch-Rotation Gestalt annehmen kann. Roberts hatte in diesem Augenblick nicht einmal einen Starter für das Spiel am Sonntag gegen die Cincinnati Reds.
Er wusste beispielsweise, dass Kershaw mit seinem Bandscheibenvorfall im unteren Rücken immerhin am Samstag auf dem Hügel des Great American Ball Parks eine leichte Bullpen-Sitzung werfen würde. Die gute Sache dabei war, dass er nun schmerzfrei wäre. „Wir würden auch weiterhin nichts vorwärts bewegen, wenn er das nicht ist“, sagte Roberts. „Wir fühlen uns ganz gut damit, wie weit er jetzt ist.“
Rich Hill, Neuzugang von den Oakland Athletics und gehandicapt durch eine offenbar nicht heilen wollende Blase an seinem linken Mittelfinger, absolvierte derweil am Donnerstag Abend einen simulierten Reha-Start auf dem Camelback Ranch Spring Training Komplex der Mannschaft in Phoenix.
Das sind alles nur kleine Schritte, und niemand weiß im Moment wohin sie am Ende überhaupt führen werden. Kershaw ist seit dem 26. Juni verletzt, Hill kam bereits angeschlagen von den A’s und hat seit dem 17. Juli für Oakland kein Spiel mehr gemacht.
Bud Norris, nach einer kurzen Auszeit wegen leichter Rückenschmerzen wieder fit, wurde am Freitag Abend nach nur 3 2/3 Innings mit 6 Earned Runs frühzeitig frustriert ausgewechselt, während sich Brett Anderson am nächsten Tag bei seinem erst zweiten Start nach fünf Monaten Pause aufgrund einer Rückenoperation erneut wieder verletzte. Beide Spiele verloren die Dodgers übrigens recht eindeutig.
Brandon McCarthy erholt sich derzeit von einer entzündeten rechten Hüfte, die er sich bei seinem Comeback nach einer Tommy John Operation zugezogen hatte, es existiert allerdings noch kein Zeitplan für seine Rückkehr. Alex Wood musste sich einer OP unterziehen, um Knochensplitter aus dem linken Ellenbogen entfernen zu lassen, und mit seinem Comeback ist wohl erst im nächsten Monat zu rechnen.
Der Südkoreaner Hyun-jin Ryu wird definitiv für den Rest der Saison ausfallen, fügte Roberts hinzu, mit Verletzungen am linken Ellenbogen und der Schulter. Das bedeute auch eine ernsthafte Gefährdung für seine weitere Karriere, da der Linkshänder damit nun zwei volle Jahre aussetzen musste.
Was kann da ein Manager überhaupt noch machen?
„Das ist der Zustand, mit dem wir momentan leben müssen“, sagte Roberts weiter. „Ich denke, dass wir, also die Trainer und die Spieler, in der Lage sein müssen, uns anzupassen. Wir sind jetzt in einer Phase der Saison, wo es vor allem auf Routinen und dem Ausnutzen verschiedenster Möglichkeiten ankommt. Die Jungs müssen bereit sein, wenn sie gefordert werden. Es gibt halt viele mögliche Variablen.“
Die Dodgers lagen, als Kershaw am 26. Juni ausfiel, acht Spiele zurück auf die San Francisco Giants an der Spitze der NL West, doch trotz aller Probleme mit den Werfern gewannen sie danach 26 von 42 Spielen und konnten sich so in Position bringen, einen noch nie dagewesenen vierten Divisions-Titel in Folge zu gewinnen.
Die Giants boten dabei allerdings großzügig ihre Hilfe an, da sie nach der All-Star-Pause 21 ihrer 30 Spiele verloren, ehe Donnerstag Nacht die Dodgers erstmalig wieder die Tabellenführung übernehmen konnten. Natürlich ist es immer noch ein weiter Weg, um erstmalig seit 1988 die World Series wieder zu gewinnen, und so gibt es noch jede Menge Probleme zu überwinden.
Die Giants haben natürlich auch ihre eigenen Nöte. Matt Cain, seit Juli 2014 bereits drei Mal mit Verletzungen an Ellenbogen und Unterarm ausgefallen, musste am Donnerstag wieder passen, diesmal aufgrund von Rückenproblemen. Trotzdem besitzt San Francisco immer noch eine gesunde und enorm beeindruckende Rotation mit Madison Bumgarner, Johnny CuetoJeff Samardzija, Matt Moore sowie Veteran Jake Peavy in der Warteschleife.
Doch der normalerweise sehr zuverlässige Giants-Bullpen bereitete zuletzt arge Probleme. Sie verpulverten bisher 20 Save-Situationen in dieser Saison, sechs davon durch ihren Closer Santiago Casilla.
Für die Dodgers hängt dagegen der Rest der Saison und damit auch die eventuelle Reise in die Playoffs vor allem am linken Arm von Clayton Kershaw. Er ist ein dreimaliger NL Cy Young Award Gewinner, der mit 11-2 Siegen und einer ERA von 1.79 und 145 Strikeouts Ende Juni ausschied. Roberts sagte nur, er würde nicht wissen, wann Kershaw zurückkehren würde.
Selbst ein Ausnahmeathlet wie Kershaw müsse seinen Wurfarm nach zwei Monaten der Untätigkeit wieder neu aufbauen. Da die Saison in der Minor League am 1. September endet, könne eigentlich nur die Camelback Ranch das vorläufige Ziel der Wahl für Kershaw sein, um noch ein paar Hitter zu Gesicht zu bekommen.
Sollte Kershaw dann gesund bleiben, so könne er nach der Prognose von Roberts vielleicht noch zwei oder drei Starts bis zu den Playoffs absolvieren. Das könnte durchaus den entscheidenden Unterschied im Rennen um den „Pennant“ der Division ausmachen. Und ein Manager wird wohl noch träumen dürfen.