Mikroökonomischer Erfolg, makroökonomisches Scheitern

Um die Makroökonomie verständlicher zu machen kann man eine Analogie zwischen Hund und Knochen verwenden und so demonstrieren, dass die Makroökonomie nicht einfach nur gleichbedeutend ist mit der „Addition“ der Mikroökonomie.

TaraNRV
Ein Hund und sein Knochen

Als Beispiel sei folgendes Beispiel angenommen: In einer Hunde- und Knochenökonomie versuchen zehn Hunde wiederholt neun im Hof ​​vergrabene Knochen zu finden. In jeder Runde geht mindestens ein Hund leer aus. Dieses Ergebnis ist nicht wirklich wünschens-wert – eine Gesellschaft mit mehr als 10% ‚Hundeknochenarmut‘ und ewiger Hunde-arbeitslosigkeit erscheint alles andere als zufriedenstellend!

Einige kluge Hundeökonomen bemerken, dass die Hunde, die einen Knochen verpassen normalerweise etwas langsamer sind oder andere Merkmale aufweisen, die sie zu relativ schlechten Leistungsträgern machen. Somit existiert ein „Skills Mismatch“, dessen Korrektur die makroökonomischen Probleme in der Hundewirtschaft lösen könnte.

Diese Ökonomen gehen noch weiter und führen einige kontrollierte Zufallsstudien zu Markteingriffen durch, die vielversprechend erscheinen könnten:

1. Man könnte den langsameren Hunden einen Vorsprung geben
2. Man könnte den erfolglosen Hunden Ratschläge geben, wo sich die Knochen befinden
3. Man trainiere die schwächeren Hunde, damit sie die Knochen besser aufspüren können

Nachdem man alle diese Interventionen ausprobiert hat, erhält man am Ende die Ergeb-nisse. Und die sind erstaunlich! In jedem Experiment haben die Hunde, die in 75% der Zeit in der normalen Gruppe keinen Knochen gefunden haben, in der Behandlungs-gruppe nur noch zu 5% Misserfolge.

Die Forscher beantworteten Medienanfragen zu ihren Ergebnissen. „Dies ist der größte Effekt, den wir jemals bei einer solchen sozialwissenschaftlichen Intervention gesehen habe“, sagten sie.

Wenn es maßstabsgetreu nachgebildet werden kann, haben die Experimentatoren möglicherweise ein leistungsfähiges neues Werkzeug gefunden, um die Knochenarmut in der Hundeökonomie abzubauen. Die Politik ist nun bestrebt, in Hundeparks im ganzen Land in den Ausbau dieser Programme zu investieren.

Doch trotzdem bleibt es in der Hundewirtschaft dabei, dass es unabhängig vom mikro-ökonomischen Erfolg dieser Interventionen aufgrund der makroökonomischen Beding-ungen immer noch zu „Hundearmut“ und „Hundearbeitslosigkeit“ kommen wird. Es gibt immer nur neun Knochen und zehn Hunde. Mindestens ein Hund geht immer leer aus und leidet somit unter „Hundearmut“.

Jemandem zu helfen, die Warteschlange für den Zugriff auf knappe Ressourcen zu über-springen, wird dieser Person offensichtlich helfen. Es kann jedoch nicht jedem in der Warteschlange helfen.

Und doch sind diese mikroökonomischen „Queue-Jumping“-Politiken politisch attraktiv. Die Berufsausbildung wird allgemein als wichtiges Instrument zur Lösung der Erwerbs-losigkeit angesehen. Wenn die Arbeitslosen jedoch um knappe Arbeitsplätze konkurrieren, kann die Berufsausbildung nur die bevorzugte Reihenfolge der Bewerber ändern.

Eine in letzter Zeit populäre Politik in diesem Sinne war die besonders „intensive Wohnungsberatung“. Diese beinhaltete das Lobbying bei Vermietern im Namen von Mietern mit Wohngutscheinen und das Anweisen dieser Mieter in „Bereiche mit besseren Möglichkeiten“ zu ziehen. Es überrascht nicht, dass diese Mieter die ihnen angebotene professionelle Beratung und Unterstützung auch in Anspruch nahmen.

Wie ein Mieter feststellte, haben die Wohnungsberater nach der Entscheidung wohin man ziehen möchte, „den Rest erledigt. Ich gab ihnen meine Informationen, sie gaben meine Informationen an das Vermietungsbüro, sie beantragten alles für mich und sie halfen mit der Miete für den ersten Monat und trugen ein Jahr die Versicherung des Mieters.“

Es ist großartig, ein Haus zu finden und dann mieten zu können. Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden.

Doch dann erinnern wir uns an unser Experiment. Wie bei den neun Hunden und den zehn Knochen kann nicht jeder Mieter von einem Bereich mit „geringen Chancen“ in einen Bereich mit „hohen Chancen“ umziehen. Und tatsächlich bieten diese Gebiete, wenn die Menschen anfangen sie zu verlassen noch weniger wirtschaftliche Möglichkeiten für die Bewohner, die letztendlich dort bleiben oder hinziehen müssen! Diese Politik kann trotz ihres Erfolges auf der Mikroebene nicht einfach zum Makrobereich „aufaddiert“ werden.

Welche politischen Möglichkeiten funktionieren denn dann überhaupt in der Makro-ökonomie?

In der Hundewirtschaft funktioniert es, die „Knochenverteilung“ zu komprimieren: Nehmen Sie die neun Knochen, schneiden Sie ein Zehntel jedes Knochens ab und lassen Sie die zehn Hunde auf jeweils 9/10 eines Knochens zugreifen. Alternativ kann ein Hundeführer einige Knochen in Reserve halten, um sie unter den Hunden zu verteilen, die nichts abbekommen. Makroökonomischer Erfolg erfordert einen Mechanismus, der die Natur des Spiels selbst und nicht das individuelle Verhalten innerhalb des Spiels verändert.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des us-amerikanischen Ökonomen Cameron K. Murray)