Ökonomische Gesetze neu hinterfragen

In der Mainstream-Ökonomie wird viel über „ökonomische Gesetze“ gesprochen. Das Problem mit diesen Gesetzen, die angeblich in der Wirtschaft existieren ist aber, dass sie nur ceteris paribus (=unter sonst gleichen Bedingungen) gelten.


Das bedeutet grundsätzlich, dass diese Gesetze nur dann Bestand haben können, wenn die richtigen Bedingungen dafür vorliegen, dass sie überhaupt entstehen. Leider sind diese Bedingungen aus empirischer Sicht nur in künstlich geschlossenen nomologischen Modellen vorhanden, die absichtlich so angelegt sind, dass sie genau die Art von regel-mäßigen Assoziationen hervorbringen, die Ökonomen erklären wollen.

Da aber diese Gesetze nicht außerhalb dieser sozioökonomischen Automatismen bestehen, was ist dann der Sinn darin, experimentelle Modelle zu konstruieren, die genau diese nicht existierenden Gesetze zeigen? Wenn die fast endlose Liste der engen und spezifischen Annahmen, die notwendig sind um diese „rigorosen“ Schlussfolgerungen zu ermöglichen, bekanntlich mit der Realität im Widerspruch stehen, was nützen dann diese Modelle?

Die Ableitung von Gesetzen in theoretischen Modellen nützt nichts, wenn man nicht zeigen kann, dass die Modelle – und die Annahmen, auf denen sie basieren – realistische Darstellungen dessen sind, was im wirklichen Leben passiert.

Fazit? Anstatt unsere methodischen Bemühungen darauf zu beschränken, immer strengere und präzisere Modelle zu entwickeln, sollten wir viel mehr Zeit damit verbringen, unsere Methoden zur Auswahl von Modellen zu verbessern!

Es besteht ein Unterschied darin, Beweise für eine beliebige Hypothese zu haben oder Beweise für genau die Hypothese zu haben, die für einen bestimmten Zweck relevant ist. Der Unterschied bleibt wichtig, weil wissenschaftliche Methoden dazu tendieren, nur Hypothesen einer bestimmten Art und andere gerade nicht zu thematisieren: wissen-schaftliche Methoden kommen eben immer mit bestimmten in ihnen eingebetteten Applikationen…

Der Vorteil der mathematischen Modellierung ist, dass deren Methode zur Ableitung eines Ergebnisses gleichzeitig den mathematischen Beweis darstellt: Die Schlussfolgerung ist angesichts der Annahmen garantiert gültig. Die auf diese Weise erzeugten Beweise sind jedoch nur in abstrakten Modellwelten wahr, während wir Hypothesen darüber auswerten wollen, was in der realen Welt mit der Wirtschaft passiert…

Das Ergebnis ist, dass solcherart gültige Beweise nicht ausreichend zu sein scheinen. Was wir zusätzlich benötigen, ist die Bewertung der Relevanz der Beweise im Kontext eines bestimmten Zwecks.

aus Error in Economics: Towards a More Evidence–Based Methodology von Julian Reiss

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des schwedischen Ökonomen Lars Syll)