Dodger Blues: die Sportrechte-Blase im Privatfernsehen?

Die Los Angeles Dodgers sind sicher eines der aufregendsten Teams im Baseball. Der Kubaner Yasiel Puig (im Bild) hat die kalifornischen Fans mit seinem gewagten Spiel geradezu elektrifiziert, und jeder Auftritt des Cy-Young-Gewinners und National League-MVPs Clayton Kershaw ist echtes must-see-TV.

Yasiel Puig at bat

Doch leider können mehr als zwei Drittel der Haushalte in Los Angeles die Heldentaten dieser Stars gar nicht live verfolgen. Ein Konsortium, angeführt von den Guggenheim Partners, einem Finanzdienstleistungs- unternehmen, kaufte im Jahr 2012 die Übertragungsrechte der Los Angeles Dodgers für die Rekordsumme von 2,15 Milliarden $. Skeptiker spotteten, dass Guggenheim zuviel bezahlt habe. Doch die Kritiker wurden widerlegt, als das Team einen Vertrag über 8,3 Millarden $ und einer Laufzeit von 25 Jahren mit Time Warner Cable (TWC) unterzeichnete.

Es sieht nun so aus, als könnte TWC auf den Kosten sitzen bleiben. Im Februar 2014 hatte das Unternehmen einen neuen Kanal namens SportsNet LA (SNLA) gegründet und eine Non-Stop-Dodgers-Berieselung angeboten. TWC, das 32% des Pay-TV-Marktes in LA abdeckt, nahm SNLA in das Grundprogrammpaket auf. Doch Abonnenten von TWC-Konkurrenten können den Kanal nur dann sehen, wenn diese auch eine Vereinbarung zur Übertragung von SNLA abgeschlossen haben.

Belastet mit den gewaltigen Gebühren für die Übertragungsrechte der Dodgers, verlangt TWC 4 Dollar von jedem Teilnehmer pro Monat für SNLA. Dies ist die höchste Rate aller amerikanischen regionalen Sport-Netzwerke, und dass, obwohl die meisten Kanäle Spiele mehrerer Teams übertragen anstatt nur die einer Mannschaft. Bisher hat TWC daher nur wenige Abnehmer gefunden.

DirecTV, mit 27% Marktanteil in der Stadt, hatte bei dieser Preisvorstellung schon abgewunken. Es bot nur an, SNLA als optionales Add-on zu offerieren und nicht als ein obligatorischer Bestandteil des Standard-Programmpaketes. Doch TWC hatte die Dodgers-Rechte nur unter der Voraussetzung gekauft, dass alle Abonnenten für SNLA zahlen sollen, unabhängig davon, ob sie es auch tatsächlich sehen.

Niemand weiß, wie viele Sport-Fans wirklich bereit wären zu zahlen, wenn sie diese Subventionen der anderen Zuschauer verlieren würden. Und Unternehmen, die Milliarden für Übertragungsrechte aufgebracht haben, sind nicht besonders begierig darauf, dies genauer zu erfahren.

Dieser Stillstand hatte TWC sowohl finanziell als auch politisch in Zugzwang gebracht. Am 31. Juli teilte der Sender mit, dass die Gewinne der Firmengruppe, zu der auch SNLA gehört, im zweiten Quartal 2014 um ca. 25 % niedriger ausfielen als im Vorjahr.

Darüber hinaus geriet TWC nun auch ins Visier der Regierung: der Vorsitzende der Federal Communications Commission schrieb einen Brief an den TWC-Chef, mit dem er mitteilte, er sei „beunruhigt durch die negativen Auswirkungen, die Ihre Aktionen offensichtlich auf die Verbraucher haben“. TWC bot daraufhin an, sich einem verbindlichen Schiedsgerichtsspruch zu unterwerfen. Aber DirecTV, das in Los Angeles in diesem Jahr trotz des Konflikts neue Abonnenten gewinnen konnte, zeigte wenig Interesse.

Dieses Dodgers-Patt – zusammen mit ähnlichen Übertragungsrechts-Streitigkeiten in Houston und San Diego – hat erneute Sorgen ausgelöst, dass eine Sports-Rechte-Blase zu platzen droht. Da Sport noch eine der wenigen Shows ist, die Zuschauer immer noch Live schauen und damit Werbetreibende mit einem aufmerksamen Publikum versorgen, ist ihr Wert rapide gestiegen.

Steigende TV-Einnahmen haben wiederum die Verkaufspreise für Mannschaften in die Höhe getrieben: im Mai 2014 vereinbarte Steve Ballmer, der ehemalige Chef von Microsoft, 2 Milliarden Dollar für den Basketball-Club Los Angeles Clippers zu bezahlen.

Doch das Aufkommen der digitalen Videorecorder und des Online-Streamings deuten eher darauf hin, dass dies nur ein einmaliger Renditeanstieg der Rechte-Gebühren sein wird und sich daher kein beständig nachhaltiges Wachstum ergeben kann.

Erste Pay-TV-Anbieter haben bereits damit angefangen, abgespeckte Kanalbündel anzubieten, die teure Sportnetze ausschließen. Sie beginnen auch die Zuschauerbindung neu zu beurteilen, die, basierend auf genauere Daten von Settop-Boxen, ihre Schätzungen des Wertes der Sportübertragungen reduzieren könnten.

Sport-Fans sind immer noch ein einzigartig wertvolles Publikum. Und mit einem 25-Jahres-Vertrag hat TWC nun genügend Zeit um herauszufinden, wie man von diesem Investment am meisten profitieren kann. Doch die verlustreiche Schlacht um die Verbreitung von SNLA wird sicherlich als ein warnendes Beispiel dienen, wenn die nächsten lokalen Übertragungsrechte eines Teams zum Verkauf anstehen.

(eigene Übersetzung eines Beitrages aus dem Economist)